Ein König wurde zum König

Clenzer Schützengilde feiert 175-jähriges Bestehen

bm Clenze. Wirft man einen Blick auf die lange Liste der Schützenkönige der Clenzer Gilde, ist es, als würde man ein Stück Geschichte in der Hand halten. Denn immerhin blickt die Gilde auf ihr 175-jähriges Bestehen zurück, das von Freitag, dem 16., bis Sonntag, dem 18. Juni, in Clenze gebührend gefeiert wird (Seite 7). Gegründet wurde die Gilde 1848 mit 67 namentlich durch Unterschrift legitimierten Bürgern aus Clenze als Mitgliedern. „Als damals, am 15. und 16. Juni 1848, ein Schützenzug durch Clenze marschierte, ahnte sicherlich niemand, dass dieser Umzug noch 175 Jahre später zur jährlichen Tradition des Fleckens gehören würde“, informiert Gildemeister Guido Leffrang.

Viele der Könige sind Verwandte von heutigen Schützengildemitgliedern. Allein aus der Familie Dorendorf kamen einige Könige, wie der Obergildemeister Uwe Dorendorf erzählt: „1977 war mein Vater Günter Dorendorf König der Clenzer Gilde und sein Bruder zeitgleich König in Zeetze, und dessen Sohn Thomas war Kinderschützenkönig. Thomas ist mein Cousin und hat heute das Amt des Obersts in der Clenzer Gilde inne.“ In den Unterschriften unter den Statuten vom 10. April 1849 etwa finden sich Namen, die noch heute in Clenze vorkommen. Dazu zählen unter anderem: Pollehn, Schultz, Teichfischer, Eggers, Schorling, Dittmann und Busse. Nur in den Jahren 1940 bis 1948 gab es keine Schützenfeste, bedingt durch den Zweiten Weltkrieg – und von 2019 bis 2021 wurden die Schützenfeste, bedingt durch die Corona-Pandemie, ebenfalls abgesagt.

Einen besonderen Höhepunkt erlebte die Gilde im Jahr 1851, als der Welfenkönig Ernst August zu Hannover von der Clenzer Gilde gebeten wurde, die Königswürde anzunehmen, und sozusagen ein echter König zum König wurde. Stellvertretend für den König gab damals der Amtsvogt Kaufmann den Königsschuss ab. Als Dankeschön stiftete Ernst August aus seiner Privatschatulle einen Silberpokal, der auch im Rahmen des diesjährigen Schützenfests ausgestellt werde, wie Leffrang informiert. Der Pokal wurde am 15. September 1851 durch den Amtmann von Düring aus Lüchow der Gilde überreicht. Vier Jahre später, also im Jahr 1855, spendete die Gilde aus Dankbarkeit zehn Taler in Gold und beteiligte sich damit an der Errichtung des Denkmals für den am 18. November 1851 verstorbenen König, welches bis heute vor dem Bahnhof in Hannover zu sehen ist.

„Daher haben wir bis heute eine besondere Verbundenheit nach Hannover und zum Welfenhaus und fahren mit der Gilde jedes Jahr zu dem großen Schützenfest in die Landeshauptstadt. Dort reicht die Schützentradition sogar bis ins 15. Jahrhundert zurück“, erzählt Dorendorf. Denn was heute als Schützenfest bekannt ist, findet seinen Ursprung im Mittelalter. Damals waren die Schützen noch für die Sicherheit in den einzelnen Gemeinden zuständig und traten als eine Art Bürgerwehr auf. Schon zu dieser Zeit kamen diese Menschen zusammen, um sich in Wettbewerben zu messen, woraus im Laufe der Zeit die heutigen Schützenfeste entstanden sind. Diese Tradition wurde immer weiter gepflegt und viele der heutigen Schützenvereine zeigen, dass die damaligen Traditionen noch gelten.

Für den Obergildemeister, der quasi mit der Schützengilde groß geworden ist, zählen das Brauchtum, alte Traditionen und eine wettkampforientierte disziplinierte Sportart zum Schützenwesen. „Die Kameradschaft und eine gute Gemeinschaft zählen auch zu den Aspekten. Außerdem bieten wir den Kindern ein besonderes Forum und fördern das Ehrenamt sowie den Sport.“

Die Gilde zählt heute 109 Mitglieder, unterteilt in die erste und zweite Herrenkompanie, die dritte Damenkompanie sowie die vierte Damengruppe. Die Damenkompanie gebe es seit etwa 13 Jahren, erklärt Leffrang. Auch dabei gebe es in jedem Jahr eine neue Schützenkönigin, die während des Umzugs neben dem amtierenden König mitgehe. Derzeit ist Jennifer Kügler im Amt. Die neue Königin werde auch am Sonntag proklamiert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert