„Einen Euro einwerfen – dann läuft sie“

Dampfmaschinen-Freunde gründen Verein Wendlanddampf e.V.

bv Lüchow. „Das ist die einzige Maschine dieser Baureihe, die unseres Wissens nördlich der Alpen noch existiert. Im Zweiten Weltkrieg sind die meisten Maschinen dieserArt eingeschmolzen worden, für Kanonen. Und die Zeit der Dampfmaschine war natürlich auch vorbei, sie wurde abgelöst durch den Diesel“, berichtet der Böseler Jens Lachmann. Auf dem Gelände seines Gartenbaubetriebs in Lüchows Loger Winkel steht ein schmuckes Fachwerkhäuschen. Dessen einzigerInhalt: eine rund sechs Tonnen schwere Dampfmaschine, die letzte ihrer Art, 1895 hergestellt von der Firma Möller aus Brackwede. „Die Altvorderen um den ehemaligen SKF-Ingenieur Norbert Distler herum haben diese Maschine vor der Verschrottung gerettet“, erinnert sich Lachmann, der sich bereiterklärte, dem Techniktrumm auf seinem Grundstück gleichsam ein kleines Museum zu errichten. Es sind bereits über 2 000 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit, die in dem Fachwerkbau liegen – und dessen Inhalt: Früher hatte die 100 PS starke Maschine in Lüchow ein Sägewerk angetrieben und sogar noch Strom produziert, berichtet Lachmann. Sie landete als Schrott auf einem Hof. Jedoch fand sich bereits in den 1980er-Jahren ein Freundeskreis zusammen, um die einzigartige Maschine zu erhalten. „Sie war auf einem Hof gelagert, der insolvent ging. Sie ist dann von Scheune zu Scheune gewandert. Man hat sie immer mal geölt, das war’s an Pflege. Aber es gehörte eine Menge Fantasie dazu, sich vorzustellen, wie der am Ende unter einer Plane gelagerte Metallberg zusammengefügt aussehen könnte“,erinnert sich Lachmann, ein Mitstreiter der ersten Stunde. „Mit Unterstützung der Volksbank-Stiftung, der Bürgerstiftung Lüchow und vielenanderen haben wir dann das Projekt Wiederherstellung gestartet.“ Das Bauholz etwa für die Fachwerkkonstruktion wurde von der Stadt gestiftet. „Dieses Holz haben wirgegattert, die schönen alten geschwungenen Fenster sind original. Wir wollen die beiden Seiten der Einhausung, die nur durch Gitter geschützt sind, noch verschließen.Dafür verwenden wir historische Fenster aus dem Museum Wustrow, die gerade beiAndreas Distler aufgearbeitet werden. Das Dach wurde abnehmbar konstruiert – falls mal was ist. Künftig wollen wir die Maschine – zumindest zeitweise – mit Luft betreiben. Der Kompressor ist schon da. Zu Anschauungszwecken wollen wir einen Münzautomaten aufstellen. Einen Euro einwerfen, dann läuft sie – so der Plan. Wir haben sogar ein Lichtkonzept, was uns der ehemalige NDR-Chefbeleuchter Peter Kruse erarbeitet hat.“

Um das Ganze in eine zukunftssichere Form zu gießen, planen Lachmann und seine Mitstreiter, einen Verein zu gründen: den Wendlanddampf e.V. „Die Vereinsgründung ist geplant für den 11. Februar hier auf dem Gelände. Sie ist dafür gedacht, uns künftig breiter aufzustellen“, erläutert Lachmann. „Auch, damit wir mehr Mittel für unsere Pläne einwerben können. Wir wollen damit unabhängiger werden. Rund 50 Menschen sind bereits im Freundeskreis versammelt. Die sieben Personen zur Vereinsgründung haben wir zusammen. Das Altersspektrum reicht von 30 bis 80 plus.“

Der Verein wird sich laut Satzungsentwurf bemühen um „den Erhalt von historischer Technik – wie Dampfmaschinen und andere technische Denkmäler sowie Maschinen zur Holz- und Metallverarbeitung, deren öffentliche Präsentation als Kulturdenkmal sowie um Darstellung und Pflege der Ausstellungsgegenstände“. Als Showelement planen die Dampffreunde, zu Aktionstagen auch mal einen Transmissionsriemen nach außen zu legen und ein Sägegatter anzutreiben.

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