bv Hitzacker. Wo vor wenigen Wochen noch der Boden aufplatzte und Staubwolken in der Luft standen, herrscht jetzt geschäftiges Treiben. Bagger ziehen breite Furchen, schieben Erde zur Seite, formen kleine Wasserläufe. Kinder stehen an den Bauzäunen, beobachten, wie sich ihr Schulhof in eine Baustelle verwandelt. „Das hier ist nicht Kosmetik“, sagt Musiklehrer und Umweltbildungsbeauftragter Achim Oerter. Trockenheit, über 30-Grad-Tage, plötzlich niederprasselnde Starkregen: Ein Schulhof, der im Sommer staubt und im Herbst im Schlamm versinkt, ist für die Freie Schule Hitzacker (FSH) inzwischen Normalität. Nun soll er zu einem Beispiel dafür werden, wie Bildungseinrichtungen mit dem Klimawandel umgehen können.
Für das Vorhaben erhält die Schule eine Förderzusage von rund 290.000 Euro aus dem Bundesprogramm „Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen“. Das Programm soll Schulen, Kitas oder Krankenhäusern dabei helfen, besser mit Hitze, Dürre und Extremwetter zurechtzukommen.
Der Druck sei spürbar: Hitzacker liegt am Rand des nordwestdeutschen Klimaraums – einer Region, in der laut Deutschem Wetterdienst die Temperaturen in den kommenden Jahrzehnten stärker steigen werden als im Bundesdurchschnitt. Die Auswirkungen zeigen sich schon jetzt: ausgedörrte Rasenflächen, spröde Erde, Staub statt Grün. Man merke, dass die Böden nicht mehr das halten, was sie einmal konnten, so Oerter. Gemeinsam mit einem Landschaftsplanungsbüro entwickelte die Schule ein Konzept, das auf natürliche Prozesse setzt. Mulden, Teiche und Zisternen sollen künftig Regenwasser auffangen, speichern und langsam an Pflanzen abgeben. „Gerade die Kombination aus langen Trockenphasen und plötzlichem Extremregen ist eine enorme Herausforderung“, erklärt Oerter. „Wir wollen zeigen, wie man ihr begegnen kann.“
Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf Beschattung und Begrünung: Neue, standortgerechte Bäume und Sträucher sollen das Mikroklima abkühlen. Pergolen werden berankt, Fassaden bekommen Kletterpflanzen. All das soll nicht nur das Klima auf dem Hof verbessern, sondern auch den Unterricht im Freien wieder ermöglichen. Die Bauarbeiten starteten Mitte September, 2026 soll das Gelände fertig sein.
Für Oerter ist das Projekt mehr als eine Baumaßnahme: Es ist ein Lernanlass. „Wir wollen den Kindern zeigen, dass sie nicht nur Zuschauer der Klimakrise sind“, sagt er. „Sie können Teil der Lösung sein.“





