Flexibel und zielorientiert entschieden
rs Dannenberg. Schützenfeste laufen immer gleich ab – ein Irrglaube. Zwar ist das jeweilige Grundgerüst reproduzierbar und die Abfolge der Feste in Lüchow-Dannenberg richtet sich nach dem Jahrestermin des Osterfestes, aber gerade infolge der langen Corona-Pandemie und durch die Einwirkungen des Ukraine-Krieges hat sich viel verändert. Zudem war man bei den Gilden und Schützenvereinen zwischen dem letzten Schützenfest 2019 und heute nicht untätig, hat dort vielfach infrastrukturell und organisatorisch aufgesattelt. Ein Paradebeispiel dafür ist Dannenbergs Gilde, wo seit Anfang 2020 ein neuer Vorstand tätig ist.
Mit Weitsicht und Gespür für die aktuelle Situation hat man dort beschlossen, wesentliche Elemente des bevorstehenden Schützenfestes, das ab heute bis zum kommenden Sonntag gefeiert wird, aus Rücksicht auf betroffene Menschen auszusetzen. „Der Realität verpflichtet, das Tagesgeschehen reflektierend“, hatte Gildepräsident Sven Stoedter dazu im Vorfeld informiert. Ein Fest in den Stadtfarben Grün und Gelb, bei dem gemeinschaftlich mit Gastvereinen wie den Bürgerinnen und Bürgern des Umlandes gefeiert wird, soll es aber trotzdem geben – Stadt und Gilde, so der Leitspruch, sind schließlich eins.
Mit dem veränderten Ablauf, der im Vergleich zu den Festen anderer Gilden und Schützenvereine die größten Einschnitte beinhaltet, will man in der Jeetzelstadt Flagge zeigen – eine Flexibilität, die man von einer Traditionsgemeinschaft – Dannenbergs Gilde feiert 2028 ihr 500-jähriges Bestehen – nicht unbedingt erwarten durfte.
Gildevorstand bewies Weitsicht
So wird es in diesem Jahr keinen Zapfenstreich zur Eröffnung am 29. Juni geben. An die Stelle des militärischen Zeremoniells, das auch als Dank an den scheidenden König verstanden wird, das König Thorsten Pils aber aus gegebenem Anlass ablehnt, rückt von 18.30 bis etwa 19.30 Uhr ein Benefiz-/Platzkonzert mit den Heidejägern auf dem Marktplatz, wobei ein Hut herumgeht, von dessen Inhalt die Lüchow-Dannenberger Tafel profitiert. Weitere Spendengelder sollen nach dem großen Donnerstagsummarsch erzielt werden: Für jeden Marschierer, der teilnimmt, und jeden Kilometer zahlt die Gilde einen Euro. Und durch die veränderte Strecke, die vom Ostbahnhof über die katholische Kirche, den Thielenburger See und durch die Sparkasse bis zum Schützenplatz reicht, ist die Marschstrecke sogar noch größer als bisher. Allein dadurch sollte die Tafel, zu deren Kunden auch zahlreiche Flüchtlinge gehören, einen namhaften vierstelligen Betrag seitens der Gilde erhalten.
Auch werden in der Öffentlichkeit keine Gewehre seitens der 198 Gildemitglieder getragen und kein Parademarsch gezeigt. Die Tradition der Dannenberger Gilde begründe sich ohnehin nicht in einer Schutzgemeinschaft, sondern in einer Elendengilde beziehungsweise in einem Zusammenschluss von Handwerkern und Kaufleuten. Auch ein Preisschießen werde man in diesem Jahr nicht anbieten: Weil der ständige Wechsel am Schießstand wegen der noch anhaltenden Pandemie unangebracht sei, Preise wegen der wirschaftlichen Situation der Spender schwerer einzuwerben wären und die Schützen selbst auf dem Platz benötigt würden, begründete Stoedter – „Wir gehören auf den Platz!“
Und schließlich habe man auch eine wirtschaftliche Verantwortung gegenüber den Schaustellern, die schlechte Jahre hatten und nun den Festplatz in ähnlicher Art und Weise bestücken wie vor der Pandemie, erläuterte beim ersten Exerzierabend Platzmeister Willy Winkelmann. Auch auf das Ermitteln eines Kinderkönigspaares wird in diesem Jahr verzichtet (s. Seite 13). Und selbst das Höhenfeuerwerk und die Tombola am Könisgsdonnerstag fallen aus – es wird abermals für die Tafel gesammelt.
Morgen ist Schnippeltag
Längster Tag der Schützengilde Dannenberg bleibt traditionell der morgige Donnerstag: Bereits um 6.45 Uhr wird am Waldemarturm angetreten. Eine Viertelstunde später findet der Ausmarsch durch die Stadt, begleitet durch die Heidejäger und die Langendorfer Blasmusik, statt. Um 9 Uhr werden die Gäste im Restaurant Alte Post empfangen. Auch eine Delegation der vom Hochwasser betroffenen Schützenbruderschaft Rheinbach, der Dannenbergs Gilde im vergangenen Jahr 2 500 Euro zukommen ließ, wird vor Ort sein und sich in die Kolonne einreihen. Danach wird sich auf dem Marktplatz gesammelt, wo Gilde und Gäste einen Vorbeimarsch zeigen. Nach der Präsentation geht es auf den Festplatz zum Königsfrühstück im Schützenzelt. Gut gestärkt treten die Bestmänner der feiernden Gilde ab 13.30 Uhr zum Königsschießen an, wonach man sich am Nachmittag erneut in der Stadt zeigt. Ein neuerliches Sammeln ist für 18.15 Uhr am Waldemarturm vorgesehen. Gemeinsam zieht man um 18.30 Uhr zum Schützenplatz, wo das neue Majestätenpaar feierlich um 19 Uhr proklamiert wird. Direkt danach beginnt Musik und Tanz im Festzelt mit der Band Dreamboat. Übrigens: Der Schützenfestdonnerstag ist gleichsam der „Schnippeltag“ – das heißt, es gelten die auf dieser Seite abgedruckten Rabattcoupons, mit denen man Nachlässe bei den Attraktionen auf dem Schützenplatz erhält.
Am Freitag ist dann der große Tag der Kinder. Am Sonnabend heißt das Motto „Fest für Stadt und Land“. Dieser Tag startet für die Gildebrüder um 12 Uhr mit dem 41. Samtgemeinde-Pokal-Wettbewerb und dem Samtgemeindekönigsschießen. Dazu findet um 17 Uhr die Siegerehrung statt. Musik und Tanz im Festzelt gibt es ab 19 Uhr mit der Musikkombo Up2date.
Am Abschlusstag, am Sonntag, tritt die Gilde um 12.45 Uhr am Waldemarturm an, marschiert anschließend zum Festplatz, wo ab 15 Uhr ein Platzkonzert der „Heidejäger“ geboten wird.