Fünfter Sauerkraut-Kongress am Vietzer Museum
kek Vietze. Die „Referenten“ waren aus aller Welt erschienen, und die entsprechenden Beiträge hatten es regelrecht in sich: Beim mittlerweile fünften, äußerst delikaten Sauerkraut-Kongress am Vietzer Museum gab es jüngst nicht nur heimische Gerichte wie zartes Sauerkraut mit Eisbein und Erbspüree, sondern auch eine sahnige Krautsuppe mit geräucherten Forellen, süddeutsche Kraut-Spätzle, Kraut-Schupfnudeln mit Kalbsleberknödeln oder einen herzhaften Sauerkrautauflauf. Aus Europa waren russisches Schtschi, Balkan-Sauerkrautsuppe, serbisches Sarma und polnischer Bigos „angereist“. Vegane Varianten präsentierten sich mit Salaten, in denen Äpfel, Ananas, Walnüsse oder Weintrauben und feine Gewürze das Sagen hatten, und Grüße aus Fernost gab es mit koreanischem Kimchi.
Die mehr als hundert Tagungsteilnehmer ließen sich die über 20 Gerichte schmecken, bis der Magen voll mit den zünftigen Köstlichkeiten war, denn am Büfett wurde von den Vietzer Frauen, die die heimlichen Köchinnen gewesen waren, stets nachgefüllt. Und wer das erste Mal bei diesem lukullischen Symposium dabei war, erlebte eine köstliche Überraschung. „Ich wollte mit meiner Mutter heute irgendwohin fahren, um etwas Interessantes zu erleben. Erst dachten wir ja, dass es bei diesem Kongress nur Vorträge gibt“, erzählte Ursula Pehlke aus Hitzacker. „Aber von wegen, es geht hier nur ums Sauerkraut-Essen, und man bekommt dabei so tolle Anregungen!“ Natürlich schlugen die beiden Damen tapfer zu, bis die 85-jährige Mutter Inge Pehlke aus Lüchow nach dem abschließenden Genuss eines Stückes Sauerkraut-Kirschkuchens samt einer Tasse Kaffee meinte: „Jetzt bin ich aber prima bedient!“
Barbara Tietze, die Initiatorin dieser seit etwa zehn Jahren stattfindenden kulinarischen Jahrestagung, hatte dazu selbst einige Gerichte beigesteuert und den wohl wichtigsten Trick verraten: „Sauerkraut muss man pimpen, sonst schmeckt es nicht.“ Und so verwandelte die Museumskuratorin den eher faden Prignitzer „Suren Knieper“, dessen Name schon verrät, dass die aus Markstammkohl gefertigte rustikale brandenburgische Spezialität normalerweise zu Bauchzwicken führt und damit einen triftigen Grund für ein anständiges Verdauungsschnäpschen liefert, mit Ingwer und Quittensaft in ein apartes Gericht, welches sogar als Erstes komplett verzehrt wurde. Auch der „schwarze spanische Sauerkrautsalat“, dessen Rezept die emeritierte Hochschulprofessorin einmal von einem Berliner Kollegen bekommen hatte, war delikat verfeinert worden: mit schwarzen Oliven, Schwarzbier, Ingwer, Honig und dazu majestätisch gekrönt mit echtem Blattgold.
Die Frage nach dem interessantesten „Kongress-Beitrag“ wurde allerdings höchst unterschiedlich beantwortet. „Der schwarze Salat ist ein Geheimtipp“, freute sich ein Gast. „Alle Salate sind eine Wucht“, war immer wieder zu hören. Die beiden Damen dagegen schworen auf Sauerkraut-Suppe und „Mudderns Auflauf“, „und natürlich ist der Salat mit Nüssen auch ganz fein!“. Eine Besucherin, die sorgfältig alles durchprobiert hatte, traf es dann auf den Punkt: „Das ist alles gleichermaßen köstlich – jedes Gericht hat hier die volle Punktzahl verdient!“ Nicht zuletzt ist das vergorene Gemüse auch gesund und steckt voller Vitamine. Wer nun auf „den Kohl“ gekommen war, konnte sich zu dessen Herstellung inspirieren lassen. Mitglieder des Vereines „Slow Food“ gaben mit einem Schau-Sauerkraut-Stampfen eine Anleitung und Ratschläge. So hieß es dann auch überzeugend: „Selbstgemachtes Sauerkraut schmeckt viel besser als gekauftes!“