Luna als Schutzengel

Kangal-Hündin wacht über Ponys

bm Naulitz. Etwa 20 Ponys tummeln sich auf den Wiesen an der Kreisstraße von Küsten in Richtung Meuchefitz, genauer gesagt in Naulitz. Das frische Grün der niederen Geest und die Wälder ringsum wirken beschaulich. Es ist das Areal von Pirjoleena Kiiski, die dort einen Reitstall betreibt. Vormittags erledigt die gebürtige Finnin die Stall- und Hofarbeiten, nachmittags kommen die Reitschülerinnen und Reitschüler, um auf den Ponys Reitunterricht zu nehmen. Doch die Idylle trügt. Die Wiesen, die direkt an die Straße grenzen, sind hoch eingezäunt. Die Gründe dafür sind vielfältig: „Zum einen natürlich aus Sicherheitsgründen, denn falls die Ponys einmal ausbrechen sollten und auf die Straße laufen, kann das unter Umständen verheerende Folgen haben. Ein weiterer Grund sind die regelmäßigen Wolfsbesuche“, erklärt die ausgebildete Reittherapeutin. Dass die Wölfe mehr oder weniger regelmäßig bis an den Zaun kommen, wisse sie wegen ihrer Hunde. Denn Kiiski hat seit rund zwei Jahren eine Kangal-Herdenschutzhündin – und seit Kurzem den vier Monate alten Mischlingsrüden Sakari. „Die Kangals zeichnen sich durch außerordentliche Wacheigenschaften aus. Luna hat immer die Nase im Wind und ihr Umfeld im Blick.“

Dass Luna oft nachmittags gegen 16 Uhr anfängt zu bellen, habe nicht immer etwas mit den Wölfen zu tun. Aber die Finnin hat selbst schon Isegrim um diese Zeit an der Grenze zu ihren Wiesen gesehen. Am meisten Sorgen machen ihr die Shetlandponys. „Sie sind eine leichte Beute, befürchte ich.“ Daher hat sie hinter ihrem Stromzaun noch einen zusätzlichen, etwa 1,80 Meter hohen Schafszaun gebaut. „Das ist teuer. Ein Eichenpfahl kostet mittlerweile acht Euro pro Stück. Den Schafszaun miteingerechnet, kosten mich 50 Meter Zaun etwa 200 Euro.“

Ein Jäger aus dem Kreisgebiet, der anonym bleiben möchte, entschärft etwas: „Derzeit ist der Tisch für den Wolf reichlich gedeckt, es gibt überall junge Tiere. Aber alles, was kleiner oder schwächer ist, ist attraktiv. Meiner Ansicht nach macht es die Menge an Wölfen aus, die es im Kreisgebiet gibt, und nicht der Wolf an sich.“

Kiiski lebt sehr gerne hier, wie sie sagt. Zwischendurch hat sie ein Jahr in Finnland gelebt. In einer Blockhütte, mitten in der Einsamkeit mit ihren Pferden und ihren Kindern. „Meine Kinder wollten zurück. Dort gibt es auch noch Bären. Da hatte ich eigentlich noch mehr Angst um meine Pferde.“ Sie mag den Wolf an sich. „Wir haben ihn schon öfter beim Ausreiten gesehen. Ich konnte nur staunen. Aber ich lebe von meinem Reitbetrieb und daher versuche ich, mit einer Art von Herdenschutz­management auf Nummer sicher zu gehen.“

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