Alben voller Geschichten

Historische Fotos für das Stadtarchiv

bm Lüchow. Für Undine ­Stiwich war es fast wie Weihnachten, als Heinz-Hermann Fesser mit drei großen Foto­alben ins Lüchower Stadt­archiv kam. Die schweren, in Leder gebundenen Alben tragen viele Jahre Lüchower Geschichte in sich. „Ich war sehr gerührt, als ich mir die vielen Fotos angeschaut habe. So viele Erinnerungen kamen hoch“, erzählt Undine ­Stiwich, die selbst in Lüchow geboren wurde. Fesser zog mit seiner Familie erst 1958 nach Lüchow. „Meine Mutter hat sich hier aber gleich sehr wohl gefühlt. ­Deshalb hat sie irgendwann angefangen, die Fotos zu sammeln, zu tauschen oder sie hat auch selbst fotografiert. Viele hat sie auch geschenkt bekommen.“

Gertrud Fesser hat sich seinerzeit sehr für die Veränderungen des Lüchower Stadtbildes interessiert. Sie hat neue und ältere Fotos bildlich einander gegenübergestellt, um damit die Veränderungen zu zeigen. „Es ­wurde tatsächlich zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung“, blickt der Sohn zurück. Für Heinz-Hermann Fesser erzählen die ­Fotos eine Geschichte, die er teilweise selbst erlebt hat. „Das Stadtbild hat sich schon sehr verändert. Es gab damals viele kleine Geschäfte. Es gab sogar einen Zigarettenladen, in dem man einzelne Ziga­retten für zehn Pfennig das Stück kaufen konnte.“

Für die Stadtarchivarin sind die Fotos ein wahrer Schatz, denn die Geschichte Lüchows liegt ihr nicht nur am Herzen. Die Fotos sind auch eine tolle Ergänzung ihrer Arbeit. „Ich habe so viele Anfragen und muss viel recherchieren. ­Dabei sind diese Bilder eine ideale Unterstützung“, freut sich Stiwich, die zu vielen Bildern eine Geschichte aus ihren eigenen Erinnerungen erzählen kann. „Auf einem der Fotos erkenne ich sogar mich in Trachtenkleidung.“ Es war die wendländische Tracht, die bis heute noch in den Tanzgruppen getragen wird. „Die Gebäude neben dem einstigen Textilhaus Hoffmann haben ebenfalls eine bewegte Geschichte“, erinnert Stiwich sich beim Betrachten der Fotos. Neben dem Textilhaus sei das Hotel „Zur Krone“ gewesen, daraus wurde später die Diskothek „Cosy Pop“. Im Innenhof ­eröffnete dann das Kino ­“Capitol“.

Außerdem habe es früher eine Tankstelle mitten in der Stadt gegeben. Auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto ist eine einzelne Säule an einer Straßenecke zu sehen. „Früher war hier schon was los“: Auch Fesser und Stiwich kennen sich schon eine halbe Ewigkeit und erzählen sich beim Durchblättern der Alben Geschichten aus der Vergangenheit. Aber nun möchte er sie abgeben. „Meine Mutter hat diese Alben meiner Schwester und mir vermacht. Sie wollte, dass sie der Zukunft erhalten bleiben. Daher haben wir uns dazu entschieden, sie dem Stadtarchiv zu übergeben.“

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