Töpferin Susanne Josy hofft auf bessere Zeiten
bm Lübeln. Es gibt sie mit Punkten, mit Blumen, mit einem gemalten Kranz um den dicken Hals und entweder zum Hinstellen oder als Deko auf einem Eisenstab für die Blumen: das wendländische Bunthuhn. Es ist sozusagen das Markenzeichen von Susanne Josy, die als Töpferin im Lübelner Rundlingsmuseum arbeitet.
Eine harte Zeit liege hinter ihr. Überleben konnte sie durch Bestellungen treuer und langjähriger Kunden, die sie in ihrer heimischen Werkstatt in Woltersdorf angefertigt hat. Das Töpfern ist für Josy mehr als ein Beruf – eigentlich eine Berufung. „Ich bin auch keine Töpfermeisterin, gelernt habe ich dieses Handwerk in verschiedenen Kursen, an denen ich teilgenommen habe.“ Für die Töpferkunst habe sie sich schon als Kind begeistert. „Ich war mit meinen Eltern auf Hallig Hooge und habe immerzu die dortige Töpferei besucht.“ Das Kreative habe sie schon immer geliebt, ganz entgegen ihrer Erziehung. „Ich bin eigentlich auch ein sehr konservativer Mensch. Gelernt habe ich Hauswirtschaft, wie meine Mutter es sich gewünscht hat. Danach habe ich eine Lehre in einer Konditorei gemacht – und dann auch noch sechs Jahre in der Altenpflege gearbeitet.“
Dann endlich widmete sich die zweifache Mutter ganz ihrer wahren Leidenschaft – dem Töpfern. Das Bunthuhn entstand eigentlich aus einem Wutgefühl heraus. „Man hat mich immer in diese Schublade gesteckt. Ich wurde als Teesocke bezeichnet, obwohl ich gar keinen Tee trinke oder als Hippie, auch das bin ich so gar nicht. Und dann sagte jemand zu mir, ich sei auch so ein buntes Huhn.“
Zu der Zeit habe sie auch viele Eulen getöpfert. „Beim Drehen geriet mir eine Eule etwas zu bauchig. Da dachte ich sofort an ein Huhn. Das war der Anfang.“
Außerdem gebe es zu den Hühnern auch eine kleine Historie: Die Hühner hätten bei den Wenden hoch im Kurs gestanden, was mit dem Ei zu tun hatte, welches Fruchtbarkeit, Leben und eine gute Ernte symbolisiere. Die Hühner wurden gehegt und gepflegt, die Hähne hingegen mussten bei jeder sich bietenden Gelegenheit Federn lassen.
„Und mittlerweile bestreitet das Bunthuhn einen wesentlichen Teil meines Umsatzes.“ Für die Künstlerin sei daher „das tägliche Huhn beruhigend“. Allerdings überlasse sie vieles dem Zufall. „Bei mir wird nie etwas gleich, das ist mir auch zu langweilig. Meinen damaligen Chef in der Konditorei hat das gestört. So sahen die Marzipanschornsteinfeger, die es an Silvester gab, immer unterschiedlich aus. Einer grinste, einer beugte sich etwas herab. Und die Kunden suchten entsprechend aus. Es war eben nicht so von der Stange.“ Nun hofft sie, dass es wieder bergauf gehe. An Weihnachtsmärkte glaubt sie noch nicht. Viel sei ihr weggebrochen. „Neben dem Umsatz fehlt auch das Feedback. Wir Künstler leben von dem Applaus.“ Ihren Arbeitsplatz im Rundlingsmuseum liebe sie. „Hier tanke ich Kraft und Energie.“ Sie mag die Ruhe und natürlich auch die Besucher. Und wenn sie abends das Gelände verlasse, schließe sie jedes einzelne Haus ab, werfe überall noch einen Blick hinein – „und gehe dann entspannt nach Hause.“