Der Fall des „Siegers“

Als Dannenberg im weltpolitischen Fokus stand

rs Dannenberg. Dannenberg, genau genommen die Grafschaft Dannenberg, stand im 13. Jahrhundert im Fokus – für mittelalterliche Verhältnisse – weltpolitischen Geschehens. Der Grund: Von 1223 bis 1225 wurde König Wal­demar II. von Dänemark, genannt „der Sieger“, mit seinem Sohn im bis heute erhaltenen Burgturm, dem Waldemarturm, gefangen gehalten. Aber warum?

Das 13. Jahrhundert war zu Beginn des ersten Drittels für die territorial-staatliche Entwicklung Nordostdeutschlands eine gefahrvolle Zeit: Die römisch-deutschen Reichskönige hatten ihre Interessen vornehmlich im Süden des Kontinents – respektive sie beteiligten sich an Kreuzzügen im Heiligen Land. Im norddeutschen Raum entstand ein politisches Vakuum, in das die ehrgeizigen Dänenkönige stießen. 1202 unterwarf Dänenkönig Waldemar II. Holstein und Ratzeburg. Zudem hatte Waldemar II. die Slawenfürsten tributpflichtig gemacht, und 1214 mussten auch die Schweriner Grafenbrüder Heinrich I., genannt der Schwarze, und Gunzelin II. dem Dänen den Lehnseid schwören.

Gefangennahme Waldemars jährt sich zum 800. Mal

Eben jener Graf Heinrich I. begab sich 1217 auf einen Kreuzzug, von dem er erst 1222 nach Schwerin zurückkehrte, um dabei auf völlig veränderte Zustände zu treffen: Während seiner Abwesenheit hatte der Dänenkönig seinen Sohn Nikolaus mit der Schwester der Schweriner Grafen verheiratet, womit er die halbe Grafschaft als Mitgift nahm. Dann starb auch noch Heinrichs Bruder. König Waldemar II. als Vormund von Nikolaus und Lehnsherr sah sich nun als unumschränkter Herrscher Schwerins und Heinrich seine Grafschaft vom Dänen besetzt.

In der Nacht vom 6. zum 7. Mai 1223 wurden Waldemar und sein Sohn deshalb durch Heinrich bei einem Handstreich von der dänischen Insel Lyø bei Fünen entführt, wo sie sich unbewacht von der Jagd ausgeruht hatten. Da Schwerin von den Dänen besetzt war, wurden Waldemar und sein Sohn zuerst in Lenzen in der Mark Brandenburg und bald darauf im Waldemarturm versteckt. Nach der Rückeroberung der Grafschaft Schwerin 1225 wurden die beiden in der Schweriner Burg festgehalten.

Darsteller für Mittelaltermarkt vom 14. bis 16. Juli gesucht

Für die Freilassung Waldemars stellte Heinrich hohe Forderungen, von denen er sich weder durch Drohungen Dänemarks noch des Papstes Honorius III. abbringen ließ. Da Waldemar nicht auf die Forderungen einging, spitzte sich die Lage zu: Es kam im Januar 1225 zur Schlacht bei Mölln, bei der die Dänen geschlagen wurden. Erst dann kam es zu einer Einigung: Im November 1225 wurde der Vertrag von Bardowick geschlossen. Waldemar und sein Sohn kamen für 45 000 Mark Silber frei. Zudem mussten Schwerin und Holstein abgetreten und auf alle deutschen Lehensgebiete (außer auf Rügen) verzichtet und die Handelsfreiheit für die deutschen Städte vereinbart werden.

Durch die Gefangenschaft Waldemars war die dänische Großmachtstellung im Ostseeraum schwer erschüttert. Das Streben nach Rückgewinnung gipfelte schließlich am 22. Juli 1227 in der Schlacht von Bornhöved. Waldemar II. wurde durch ein Koalitionsheer geschlagen. Das dänische Großreich zerbrach.

Vor diesem spannenden historischen Hintergrund – die Gefangennahme Waldemars jährt sich 2023 zum 800. Mal – wird die Stadt eine Sonderausstellung errichten. Und Dannenbergs Werbegemeinschaft (WG) wird vom 14. bis 16. Juli am Amtsberg und darüberhinaus einen Mittel­altermarkt organisieren. Dazu haben professionelle Reenactment-Darsteller ihr Kommen zugesagt. Aber es ist explizit erwünscht, dass Bürgerinnen und Bürger den Markt mitgestalten. „Wir wollen ein Marktgeschehen mit vielen kleinen Randgeschichten erlebbar machen. Jede und jeder kann diese Zeitreise in einem umsetzbaren Rahmen erlebbar machen, „informiert die WG-Vorsitzende Swantje Winkes. Wer Interesse hat, in die Rolle eine Marktfrau, eines Handwerkers oder auch in eine tragende Rolle zu schlüpfen, der meldet sich unter info@werbegemeinschaft-dannenberg.de. Auch Firmen, die das Spektakel unterstützen wollen, können sich dort anmelden.

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