Neue Kiebitz-Lesereihe in niederdeutscher Sprache
bm Lüchow. Auf Wunsch einer kleinen, aber wachsenden Fangemeinde der plattdeutschen Sprache veröffentlicht der Kiebitz nun in unregelmäßigen Abständen Lesegeschichten auf Plattdeutsch. Sie sollen unter anderem dem Erhalt der Sprache dienen und vielleicht sogar den einen oder anderen dazu ermutigen, auch etwas Plattdeutsches beizutragen. Die folgende Geschichte mit dem Titel „Een lütt Geschicht von fröher“ hat Annedore Woltersdorf aufgeschrieben.
As mien Muder een jung Deern wär, so veertein Johr old, müsser sei jerer Johr in Harvst een mol vun Vookfien (Volkfien) no Puttball mit Rad (Hutschefiedel, dat wär een NSU-Rad, wat sogor hüüt noch föhrt). Un achtern up Rad, wär een oll Ganter in een Korv tosom bun, bloß de lang Haas mit Kopp keek rut. So föhr se de lang Wech bit no Puttball, wu sei de Ganter för een anner ganter intuscht hat (een anner Rass). An Obend is sei bit Trabuhn föhrt un hat dor bi ehr Tante övernacht. An de anner Dach is sei werer trüchföhrt. Dat wär er sowat von schauerlich, weil, wenn sei dörch een Dörp käm, denn füng de oll Ganter sowat vun gackern an, dat all Lüh sik no ehr umkeeken. Je luter de Ganter gackern dö, umso duller geev sei Hackengas, denn all anner Göös geven Antwort, dat wär een Spektokel. Er gruhler all dorvör, dörch Lüchow toföhrn, denn dor har sei am meisten bang för, weil sei wüsser, dat de Ganter dor gor nich uphörer to gackern. Dörch Lüchow is sei dörchneit as wenn de Düvel achter ehr her wär. As sei tohus ankäm seh, sei: „Dat mit de Ganter mok ik nich noch mol.“ Dor seh er Muder: „Ach Deer, nu hast een Johr Tied, bit du werer los müßt.“ Hüüt kann sei doröver lachen un sei vertellt gern er Geschicht.