„Die Diagnose war ein Schock“

Dr. Hinrich Kollenrott berichtet von seiner Corona-Erkrankung

bm Wustrow. „Habe ich mich jetzt doch infiziert“, waren die ersten Gedanken, die Dr. Hinrich Kollenrott durch den Kopf gingen, als er das erste Kratzen im Hals verspürte. Der Allgemeinarzt und ­Internist, der eine Praxis in Wus­trow betreibt, fühlte sich nicht ganz wohl und testete sich vorsorglich unverzüglich selbst. „Der Schnelltest war positiv, und auch der anschließende PCR-Test bestätigte die Diagnose. Ich war tatsächlich an Corona erkrankt. Das war schon ein Schock“, blickt Kollenrott zurück. „Ich habe immer gedacht, ich bekomme das schon nicht. Ich habe mich immer gut geschützt – und trotzdem ist es passiert.“

Er ist sich auch ziemlich ­sicher, bei welcher Patientin er sich angesteckt hat. „Es war eine Palliativpatientin, mit der ich eineinhalb Stunden zusammen war, und die ich ins Krankenhaus eingewiesen habe, wo sie dann ­positiv getestet wurde.“

Die Aufenthaltsdauer sei zu lang gewesen. Da helfen auch Abstand und Maske nicht mehr. „Die Ansteckung verläuft über die Aerosole, die über die Nebenluft in die Maske gelangen.“

Nach der Diagnose habe er Angst gehabt – vor den mög­lichen Folgen. „Ich hatte kein Fieber, aber in den ersten drei Tagen einen schmerzhaften Husten. Natürlich hatte ich Sorge, dass der Verlauf schlimmer werden könnte und ich ins Krankenhaus muss.“ Kollenrott kennt sich schließlich aus, weiß um den Beginn und mögliche Verläufe, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können. Sein Husten besserte sich glück­licherweise nach drei Tagen, aber er habe sich noch niemals so krank gefühlt. „Es ist diese unglaubliche und ­eigenartige Schwäche. Man mag sich nicht bewegen. Das hatte ich noch niemals zuvor und noch nie über solch einen langen Zeitraum. Ich habe mich zum ersten Mal mit bestimmten Dingen beschäftigt, über vieles nachgedacht. Auch über Dinge, die ich vielleicht noch regeln muss.“ Was ihn an Corona besorgt, ist die Vielfalt der Auswirkungen. „Bei einigen Menschen macht das Virus ­irreparable Schäden. Ich habe Patienten, denen es auch ein Jahr nach der Infektion noch nicht wieder richtig gut geht.“ Er selbst habe Glück gehabt. Aber richtig fit gefühlt habe er sich erst nach sechs Wochen wieder. „Ich glaube, ich bin auch ohne Spätfolgen davongekommen.“

Außerdem sei er jetzt immun, das beruhigt. „Es gibt wenige ­bekannte Fälle, in denen Menschen sich ein zweites Mal angesteckt haben. ­Warum, das weiß man nicht. Vielleicht ein geschwächtes Immunsystem.“ Kollenrott selbst geht davon aus, dass er jetzt „damit durch ist“.

Der offene Umgang mit der Erkrankung ist ihm ein persönliches Anliegen. „Ich möchte meinen Patienten ja keine Angst machen und alles unter Verschluss halten. Das schafft Misstrauen.“

Über die politischen Ent­scheidungen könne man zwar streiten, „Fakt ist aber, dass es durch die Maßnahmen weniger Grippeerkrankungen gibt. Außerdem ­haben die Viro­logen einen großen Einfluss auf das poli­tische Handeln bekommen. Ich halte ein kritisches Hinterfragen von getroffenen Entscheidungen für sehr wichtig.“

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