Die Superstrickerin

Christine Schulz: Handarbeit für guten Zweck

bv Groß Sachau. „Wenn ich abends vor dem Fernseher sitze, will ich was zu tun haben, ich schlafe sonst ein“, berichtet Christine Schulz, Landwirtin aus Groß Sachau. Die Töchter sind längst aus dem Haus, haben Berufe ergriffen, eine ist Tierärztin, die andere Lehrerin. Die Landwirtschaft schleicht sich so langsam aus dem Leben des Ehepaares Schulz. Noch ist viel zu tun, aber längst nicht mehr so viel wie früher. „Wir haben seit zwei Jahren keine Kartoffeln mehr, haben Kühe und Schweine abgeschafft, machen nur noch Getreide und Zuckerrüben.“

Früher waren ihre Akkus abends leer, berichtet die 59-Jährige, da ging es früh zu Bett, um morgens um sechs schon wieder im Kuhstall stehen und arbeiten zu können. Heute ist das anders. Um überhaupt die nötige Bettschwere zu erreichen, möchte Christine Schulz was zu tun haben. Und sie strickt gern.

Irgendwann erinnerte sie sich an die Organisation „Weihnachten im Schuhkarton“, seit Jahren schon packt sie Pakete. Und irgendwann wollte sie, anstatt zu kaufen, selber Mützen und Schals stricken. Eine Tante von ihr ist mit Irene Burmeister befreundet, der regionalen Initiatorin der christlich motivierten Spendenaktion. Sie kaufte Wolle und fing an, für die Geschenke-Aktion zu stricken, ehrenamtlich. „Das hat mir so einen Spaß gemacht, da habe ich gedacht: Eigentlich könntest du ja mehr stricken.“ Für eine Mütze brauche sie rund drei Stunden, für einen Schal zwischen vier und fünf, je nachdem, wie dick die Wolle ist. Zwei Mützen oder ein Schal, das ist ihr abendliches Pensum. Sie beginnt um 19 Uhr, strickt bis Mitternacht. „Im Urlaub auch“, lacht Christine Schulz: „Wenn ich mit meinem Mann Ernst-Eckhard unterwegs bin, im Wohnmobil, stricke ich auch, bis wir da sind.“

Sie habe im Internet nach Wollpaketen gesucht, zum einen, um Abwechslung in Form und Farbe zu bekommen, um bunte oder in Brombeerform gestrickte Mützen zu fertigen. Zum anderen, um Geld zu sparen: Wolle ist recht teuer. Also gab sie eine Kleinanzeige in der Fundgrube von EJZ und Kiebitz auf, mit sinngemäßem Inhalt: „Wolle gesucht, stricke für guten Zweck“.

„Drei Wochen später kam ich mir vor wie im Handarbeitsladen“, lacht die begeisterte Strickerin. Sie erhielt Wollspenden über Wollspenden, oft von Menschen, die selber nicht mehr stricken konnten. „Eine pensionierte Krankenschwester aus der Capio-Klinik, die inzwischen in Sachsen-Anhalt lebt, hat mir einen ganzen Kofferraum voll bester Wolle vorbeigebracht. Und viele andere auch. Denen möchte ich Danke sagen.“ Eine neue Idee von Christine Schulze ist es, bereits fertige Stricksachen für einen kleinen Obolus zu verkaufen, um das Geld dann direkt zu spenden. Wer etwas sucht, kann sich einfach in Groß Sachau Nr. 12 melden. „Denn Irene Burmeister braucht keine Wollsachen mehr für dieses Jahr“, seufzt Christine Schulz. Weiterstricken will sie natürlich trotzdem. Die dunkle Jahreszeit hat ja gerade erst begonnen.

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