Ein Regenwald voller Leben

Apfelverein veranstaltete Sensenkurs

bm Kriwitz. Früher zählte das abendliche laute Klopfen während der Sommermonate in den Dörfern zum Alltag. Es war zugleich der Abschluss des Tages und die Vorbereitung auf den kommenden Tag, wenn es wieder auf die Wiesen zum Mähen ging. Jeden Abend wurden die Sensen geschärft oder mit dem Hammer zu einem rasiermesserscharfen Werkzeug gedengelt, wie es im Fachjargon heißt.

Um dieses älteste und effi­zienteste Mähwerkzeug ging es in dem Sensenkurs, den ­Stefan Reinsch, der auf dem Landschaftspflegehof Höhbeck tätig ist, unlängst im Lemgow in Kooperation mit dem Apfelverein Lemgow/Woltersdorf leitete. Über ein Dutzend Interessierter fand sich auf dem sogenannten Katzenbuckel, einer Obst­wiese zwischen Kriwitz und Volzendorf, ein, um sich über diese alte und äußerst umweltschonende Art des Mähens zu informieren. Damit die Sense dauerhaft erhalten bleibe und das Sensen selbst auch „Spaß macht“, wie der Fachmann erläuterte, stand das Dengeln im Mittelpunkt des dreistündigen Kurses.

„Die Arbeit mit der Sense ist nicht wirtschaftlich, aber sie dient dem Umweltschutz und ist das einzige effiziente Mittel, die Arten- und Pflanzenvielfalt zu erhalten.“ Ein gutes Beispiel sei die Wiese direkt vor Ort: „Hier haben wir eine Fläche mit etwa drei Horizonten: mit dem hohen Obergras, der Blumenschicht und der niederen Krautschicht. Hier leben etwa 100 verschiedene Pflanzenarten und etwa 1000 verschiedene Tierarten, die alle Horizonte der Wiese bewohnen. Es ist wie ein kleiner Regenwald voller Leben.“ Feldwespen beispielsweise hätten direkt an den Grashalmen ihre Bauten. Reinsch ging es im Wesentlichen da­rum, zu erläutern, wie man kleine Flächen extensiv ­nutzen kann, denn „die Kulturlandschaft braucht uns Menschen“. Beim Sensen würden viel mehr Tiere als beim Mähen mit modernen landwirtschaftlichen Geräten überleben, bei dem etwa 70 bis 80 Prozent der Larven und Raupen vernichtet werden.

Daher sei es auch wichtig zu wissen, wie sich eine scharfe Sense anfühlt, damit das ­Mähen erfolgreich sei. Die beste Methode sei das Schärfen mit dem Hammer, um das Sensenblatt nicht zu beschädigen. Benötigt wird dafür ein sogenannter Dengelbock mit einer Stütze, auf welchen das Sensenblatt gelegt wird. Mit einem speziellen Hammer wird dann die Schneidekante des Sensenblattes plattgeklopft.

„Ich schaffe an einem Tag etwa 100 Quadratmeter mit der Sense. Vorher muss man sich allerdings überlegen, was man mit dem Mähgut macht. Ob man es verwertet oder kompostiert. In jedem Fall muss es gewendet, geharkt und abgetragen werden. Das ist alles sehr viel Arbeit, wenn man es manuell macht.“ Das Einteilen in viele kleinere Abschnitte sei daher sinnvoll. Zum einen aus Gründen der Bewirtschaftung, und zum anderen, um den Tieren durch die unterschiedlichen Mähzeiten die Möglichkeit zu geben, in redundante Bereiche zu wechseln.

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