Endlich was los im Wendland

Zwischenfazit: Gut besuchte KLP mit vielen neuen Ausstellern

bv Lüchow-Dannenberg. Raum 2 ist laut Selbsteinschätzung eine „unabhängige, selbstorganisierte Plattform zur Erweiterung des Kulturangebotes im Wendland.“ In Neu Tramm gibt es die ganze Vielfalt der KLP im Grunde das ganze Jahr über zu erleben: Ausstellungen, Konzerte, Kleinkunst, Punkrockyoga, Jukebox, eine Schmiede, ein Tattoo-Studio und vieles mehr. „Zum allerersten Mal bespielen wir in dieser KLP das gesamte Gelände, inklusive unserem Kellergeschoss mit der Sonderausstellung ,Untergrund Raum2′. Auch gibt es dort mit der „Zappelkiste“ einen jungen Dancefloor, der vielfältige elektronische Musik von verschiedenen DJs serviert“, betont Goslar.

Abends tritt die dort die Bremer Band Laturb auf. Die Pop-Schublade passt nicht, vielmehr vermengen sphärische Synthis Einflüsse von Depeche Mode und The Cure zu einem New Wave-Cocktail. Das extravagante Trio verspricht eine emotionale Achterbahnfahrt, und das stimmt. Melodische Keyboards treffen auf knackige Beats, punkige Gitarren auf Panflöten, Rap-Passagen auf catchy Refrains – eine echte Entdeckung. Einge Songs ihres neuen Albums, sogar auf Vinyl erschienen, haben sie in Meuchefitz geschrieben, berichtet das Trio nach der umjubelten Show.

Ortswechsel: Durch Groß Heide schallt Lachen und Applaus. Auf einer Wiese hinter dem Wunderpunkt Nr. 9 haben sich Menschen aller Altersgruppen im Gars niedergelassen. Die Kinder starren gebannt auf Arne Lifson und Kaspar Gross, die Protagonisten des Chaos Varieté, die mit Schwertern und einem Flammenwerfer hantieren. „Na, wer kennt die Nummer mit dem Propeller of Death schon?“, ruft Lifson. Die Hälfte der Arme reckt sich in die Höhe, alle lachen. „Wer will sie trotzdem nochmal sehen?“ Alle Arme gehen hoch. Das Duo hat ein Heimspiel im Wendland und genießt die Aufmerksamkeit und den Applaus sichtlich – vor allem nach der lamgen und harten Corona-Zwangspause.

Auf dem idyllischen Wunderpunkt von Sybille Homann und Bernhard Hansl am Ortsrand von Groß Heide neigt sich der Tag. Die letzten Besucher sitzen entspannt am Gartenteich, nippen am Weißwein. Die Aussteller haben immer noch Lust auf Gespräche. Uta Jürgens etwa – sie zeigt Gemälde – Malerei, direkt in der Natur entstanden. „Wenn ich etwas sehe, was mir im Gedächtnis bleibt, gehe ich tags drauf nochmal hin. Und wenn es immer noch so ist, mache ich eine Skizze vor Ort. Die übertrage ich im Atelier auf große Leinwand.“ Das besondere: Jürgens kommt von der „exakten Tier- und Pflanzen-Zeichnerei. Ich habe im Auftrag gearbeitet, Schilder für Lehrpfade gestaltet und war Schulbuch-Illustratorin“. Bei beidem sei ihr die Digitalisierung in die Quere gekommen. „Schildermaler wurden dadurch alle quasi arbeitslos. Also habe ich mich verlegt – auf Naturmalerei.“ Während Corona hat sie eine Serie mit Frühblühern gezeichnet, über 100 Stück. 36 davon hat sie als limitierte und signierte Postkarten im Offset-Druck hergestellt und bietet sie für 2,50 Euro pro Stück an – ziemlich günstig für Kunst.

In Corvin trifft sich abends eine verschworene Gemeinschaft, die Haare schon leicht ergraut, um das Tanzbein zu Klassikern zu schwingen: AnDJ, Disc Jockey-Legende aus dem Wendland, hat gerufen, und viele sind gekommen, um hymnische Klassiker von Yes zu hören (;Owner of a lonley heart‘) oder den 15-Minuten-Remix von James Browns ,Sex-Machine‘. AnDJ ist sonst noch mehr Publikum gewohnt, aber an diesem Sonnabend gibt es einfach zuviele Partys. In Corvin wird bis in den Morgen getanzt.

Wer sich bei den Ausstellern umhört, erfährt: Die Zwischenbilanz der KLP 2023 ist positiv. In den Dörfern zumeist enstpannte Minen und glückliche Gesichter. Wer zur KLP ins Wendland kommt, weiß, worauf er sich einlässt. Am Pfingstwochenende wird es nochmal richtig voll. Hunderte Veranstaltungen werben um Zehntausende von Besucher – endlich was los im Wendland.

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