„Es ist noch Geld da!“

Dömitz will die Innenstadt weiter sanieren

bv Dömitz. Es gebe diese menschliche Tendenz, eher das Schlechte zu sehen als das Schöne, erklärte Frank-Olaf Schwenk im voll besetzten Rathaus in Dömitz vor einigen Tagen. Und so gehe es vielen auswärtigen Besuchern von Dömitz, die als Erstes die immer noch zahlreichen Leerstände wahrnähmen – und nicht die vielen bereits anspruchsvoll sanierten Altbauten, betonte der Fachbereichsleiter Bau des Amtes Dömitz-Malliß. Zahlreiche Dömitzerinnen und Dömitzer nahmen sowohl den Vortrag „Perspektiven der Stadtsanierung“, den Rundgang zu leer stehenden Altbauten und die abschließende Bürgerdiskussion wahr. Zu der Veranstaltung hatte Bürgermeister Reinhard Suhrau eingeladen. Gleich zu Beginn hörten die Dömitzer von Schwenk und Suhrau eine gute Nachricht: „Wir wollen die Stadtsanierung wieder in die Gänge bringen. Es ist noch Geld da!“

Deswegen möchte Dömitz nun dem zwischenzeitlich erlahmten Prozess noch einmal frischen Schwung verleihen. Seit 2020 nämlich läuft die Stadtsanierung, die 1993 begonnen wurde, über drei neue Programme: „Lebendige Zentren“, „Wachstum und Erneuerung“ sowie „Soziale Stadt“. Und das Programm „Lebendige Zentren“, für Sanierung in der Innenstadt, laufe Ende 2023 aus. Deswegen sollten sanierungswillige Hausbesitzer ihre Projekte möglichst zügig einreichen. „Stellen Sie Ihre Anträge, rufen Sie Mittel ab, es geht allerdings nach dem Windhundprinzip, was bedeutet: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, so Schwenk. „Wir haben in Dömitz fantastische Fassaden, die erhalten werden müssen. Da wird es schwierig mit den hehren Zielen der Regierung, alles energetisch perfekt zu sanieren“, so Schwenk spitzzüngig, selbstverständlich aber ließe sich ein Mittelweg finden, so der Amtsleiter sinngemäß. „Wir haben das Ziel, Wohnen und Leben in der Innenstadt zu vernünftigen Preisen möglich zu machen. Denn wir haben jede Menge attraktiven Leerstand, den man mit Augenmaß zu attraktivem Wohnraum entwickeln kann.“

Insgesamt seien bisher rund 23 Millionen Euro an Mitteln investiert worden, und eins sei auch klar: „Man wird nie fertig mit so etwas.“

Birgit Radow, neue Besitzerin der bekannten Dömitzer „Märchenpension“, einem attraktiven Altbau, berichtete, dass sie mit neun verschiedenen Behörden zu tun gehabt habe, um die umfassende Sanierung ihres Objektes voranzutreiben. Sie regte an, als Ansprechpartner bei der Stadt die Stelle eines Coaches einzurichten, der einen durch diesen komplizierten Prozess führe. Reimund Scheper schließlich von der Bürgerinitiative Schwerlastverkehr wies auf die nach wie vor bestehende Problematik der zahlreichen Lkw hin, die dem Dömitzer Altbaubestand in der Innenstadt arg zu schaffen mache.

Schwenk erläuterte, dass private Maßnahmen nach wie vor gefördert werden. Schon Kleinigkeiten würden viel ausmachen, um das Stadtbild attraktiver zu gestalten, zum Beispiel gestaltete Schaufenster für Touristen. Corinna Hesse, Vorstandsmitglied von Kreative MV, war aus Schwerin angereist, um beide Bürgerversammlungen des Tages zu moderieren. Unterstützt wurde sie dabei von Architektin Stefanie Raab aus Berlin. Hesse lobt das hohe Interesse der Dömitzer auch an der zweiten Veranstaltung. „Wir haben bei der Leerstandsbesichtigung abschließend den leer stehenden Seniorenclub am Slüterplatz angesehen und uns danach noch mal zusammengesetzt. Die Bürgerbeteiligung war fantastisch, der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Ideen sind nur so gesprudelt, wir waren von der produktiven Atmosphäre ganz begeistert!“ An jenem Sonnabend war das Ziel vor allem, den Dialog mit den Eigentümern des Leerstandes anzukurbeln, so Hesse. „Wir haben gemeinsam die Idee entwickelt, den Seniorenclub genossenschaftlich weiterzuentwickeln. Etwa als Hostel für Jugendliche. Oder wir könnten dort einen Co-Working-Space eröffnen.“

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