Ein Leben in der Natur
rhy Damnatz. Beim Jugendcamp der evangelischen Jugend von St. Michaelis aus Bissendorf in der Wedemark (Region Hannover) gibt es beinahe alles, was im Heimischen auch vorzufinden ist – allerdings gibt es nur kaltes Wasser und keinen Strom. Kinder und Jugendliche von 9 bis 14 sowie 15 Leiter und Leiterinnen im Alter von 17 bis 43 sind für 19 Tage auf einem Acker bei Landwirt Henning Harms in Damnatz gestrandet. Heute ist Bergfest. Seit Jahrzehnten findet das Camp nämlich sonst in den Vogesen statt, wo dieses Jahr aber die Brandgefahr zu hoch ist. Eine Alternative war gefragt. Über Theda Harms, Harms Tochter, die in Hannover studiert und mit einer Campleiterin in einer WG wohnt, wurde man fündig.
Alle waren überglücklich über dieses großzügige Angebot. Ein idyllisches Areal, gleich neben Maisfeld und Wäldchen, ist mehr, als man sich zu erhoffen wagte. Es birgt genau das, was das Jugendcamp sein soll: „Wir sind hier und leben hier – back to the roots“, so Lara Wesselmäcking, die mit Mark Halberstadt dieses Jahr die Leitung des Camps ausübt. Inmitten der Niedersächsischen Elbtalaue sind einander helfen, füreinander da sein und die Natur erleben angesagt, kleine und größere Wanderungen möglich sowie ein Ausflug nach Schwerin geplant.
Das „Vogesenzeltlager“ dürfte einmalig in Niedersachsen, vielleicht auch ganz Deutschland sein. 1979 wurde es von Diakon Helmut Neuber gegründet, der es bis 1994 leitete und danach in ehrenamtliche Hände übergab. Ein Relikt des Camps ist, ihn auch heute noch zu ehren.
Während die Kinder und Jugendlichen über zwei Wochen im Camp leben, werden zum Aufbau und Abbau sieben Tage eingeplant – gleichsam ein großes Unternehmen, das viel Logistik benötigt, auch von den Backoffice-Leuten der insgesamt 50 Campleiter: Ein Lkw mit Materialien, ein Sprinter, ein Einkaufsauto und ein Reisebus wurden zur Anfahrt benötigt. Auf dem Platz stehen insgesamt elf Zelte: unter anderem Schlafzelte, zwei Aufenthaltszelte, zwei Jurten – dort wird bei Regen übernachtet –, ein Küchen- und Materialzelt, zusätzlich ein Duschzelt, die Händewaschstation und sechs Dixies. Die Zeltleitung hat ihren eigenen Bereich.
Szene beim Mittagessen: Erst nach kurzer Einleitung durch den Tagesdienst und dem Ruf „Guten Hunger“ rannten Kids und Teenies mit Töpfen und Löffeln los zur Essensausgabe. Die lange Schlange davor war schnell abgebaut. Drei Nachschläge gab es von Gartengemüse – Mais, Reis mit Pesto und Salsa-Sauce. Ebenso bei der leckeren Zeltlagervariante, der Mango-Kiwi-Quark-Nachspeise mit Waffelkrümeln. Nach dem Mittagessen ist Pause bis 16 Uhr. Der Abwasch wird von drei bis vier aus der jeweiligen Gruppe übernommen, andere ruhen sich aus oder spielen. Danach folgt unter anderem ein Programm aus Quidditch, Fußballspielen, Bastelarbeiten, Holzschnitzerei.
Als Danksagung des Jugendcamps wird am 5. August zum Damnatzer Promi-Abend mit großem Essen, einer Artistik-Show und der Darbietung aller entstandenen Arbeiten ins Camp eingeladen.