Lenzener Orgelnacht zeigte Bandbreite der Orgel – und die ihrer Künstler
kek Lenzen/Elbe. Dass Kunst einen „längeren Atem“ als Pandemien hat – vor allem durch ihre einzigartige Fähigkeit, die Menschen zu erfreuen – zeigte sich am Sonnabend in der Lenzener Kirche. Erfreulich viele Gäste waren gekommen, um der endlich wieder stattfindenden Orgelnacht zuzuhören – und zudem war noch immer Platz genug da, damit die vorgeschriebenen Abstände gewahrt werden konnten.
Die Gastgeberin, die Lenzener Organistin Oana Maria Bran, betonte dazu: „Ich habe für heute Musiker eingeladen, die uns mit historischen Stücken aus der Frühzeit der Orgel ihre große Bandbreite aufzeigen können.“ Dazu gehörte Christoph Lehmann aus Tangermünde. Der versierte Kirchenmusiker hatte sich bereits als das Lenzener Instrument saniert werden sollte als Orgelsachverständiger mit der „alten Dame“ beschäftigt, ihre großen Qualitäten erkannt und nun unter anderem Werke von Georg Böhm, Jean François Dandrieu und Dietrich Buxtehude aufgeführt. Letzteren hatte auch der erst 23-jährige Berliner Student und Meisterschüler Daniel Seeger im Repertoire. Der begabte junge Mann, der aus einer Musikerfamilie stammt und bereits als Fünfjähriger seinen ersten Klavierunterricht erhalten hatte, hatte vor drei Jahren in der Lenzener Kirche lediglich als Zuhörer gesessen und war begeistert gewesen. „Und heute freue ich mich, an dieser wunderbaren Orgel musizieren zu dürfen!“ Und als elbüberspannender Botschafter brillanter Kirchenmusik erwies sich Axel Fischer aus Bergen an der Dumme. Der Kreiskantor Lüchow-Dannenbergs war ebenfalls nicht das erste Mal in Lenzen und dazu voller Lob: „Diese Orgel ist ja 1747 von der Hamburger St.-Georgen-Kirche hierher gekommen; die Hamburger haben sich damals gedacht, dass die Lenzener damit vielleicht noch etwas anfangen könnten“ – immerhin eine Scherer-Schnitger-Scholtze-Orgel, die der gebürtige Hannoveraner und niedersächsische Orgelkenner respektvoll als „ein wirkliches Unikum mit üppigen facettenreichen Klangfarben“ bezeichnete. Und so konnte der 62-Jährige nicht nur ein ebenso üppiges und facettenreiches Programm, welches von der Frührenaissance bis in den Spätbarock reichte, aufführen, sondern damit zugleich „eine musikalische Reise durch Europa, denn die ist heutzutage ungefährlicher als die wirklichen Reisen“. So brachte der Künstler dann Werke von Kotter, Buxtehude, Frescobaldi, Valente – und damit dessen großartiges „La Romanesca con cinque mutanze“ – sowie Pasquini, Eberlin, Alcock und Walther zu Gehör, was zuletzt mit besonders üppigem Applaus bedacht wurde. Und zum Schluss präsentierte Oana Maria Bran ebenso facettenreiche Improvisationen auf drei Novalis-Hymnen. Wer übrigens letztere beiden Aufführenden noch einmal hören möchte, dazu ist am heutigen Mittwoch, dem 7. Juli, ab 18 beim Konzert in der Gartower Kirche Gelegenheit.