Faszination Zigaretten-Sammelbildchen

Collie-Ausstellung im Museum Wustrow: Sammler reiste aus Berlin an

bv Wustrow. Im Zuge der Corona-Pandemie war die Eröffnung der Collie-Ausstellung – es geht um die Sammelleidenschaft rund um Zigarettenbildchen einer längst vergessenen Marke – im Museum Wustrow im Frühjahr 2020 so gut wie untergegangen. Dabei ist es – nach eigenen Angaben – die letzte Ausstellung von Museumsmacher Dr. Rolf Meyer sein, der mit seinen 80 Jahren nun etwas kürzer treten will. Ob das gelingt?

Es war eine winzige Notiz im Kleinanzeigenteil einer Berliner Zeitung, die zwei passionierte Sammler von Collie-Zigarettenbildchen, Dr. Rolf Meyer aus Wustrow und Nicolas Harazim aus Berlin, zusammenbrachte. In der Rubrik Suchanzeigen erschien damals folgender Text: „Suche Collie-Zigarettenbilder, waren Bestandteile der Verpackung der Collie-Zigarette in den Jahren 1949 bis 1954, ein Sammelalbum dazu gab es nicht.“ Meyer rief sofort an.

Denn Harazim teilte die Sammelleidenschaft für die Schwarz-weiß-Zeichnungen des damals bekannten Grafikers Günter T. Schulz mit Dr. Rolf Meyer, beide inzwischen passionierte Nichtraucher. „Das war eine Schulhofleidenschaft“, bekannte der 77-Jährige Harazim, der am Sonnabend eigens aus Berlin angereist war, um die Ausstellung in Wustrow zu besuchen. „Wir Schüler haben die Bilder untereinander getauscht. Nach dem Krieg waren das Schätze. Ich hatte eine große Collie-Sammlung.“ Aber: Es kam anders, wie es so vielen Sammlern passiert: Ein Umzug stand an, von Grunewald auf den Ku’damm.

Der damals 15-Jährige Nicolas, genannt Klaus, wurde von der Mutter gefragt, ob er die Sammlung noch aufbewahren wollte. „Damals hielt es für kindisch, fand Mädchen inzwischen interessanter als Collie-Bildchen“. Und warf seine Sammlung weg. Einen Schritt, den er später zutiefst bereute.

Dr. Rolf Meyer im Kolonialwarenladen des Museums Wustrows mit einem Collie-Werbeschild.

Das Problem: An Originale kommt man heute so gut wie gar nicht mehr. Die Bildchen, 256 verschiedene Motive gab es insgesamt, waren in den Karton eingeprägt, mussten also ausgeschnitten werden. Und im Gegensatz zu vielen anderen Sammelbildchen gab es für die Collies kein Sammelalbum. In Deutschland gibt es nur ganz wenige vollständige Sammlungen. „Wer sie hat, gibt sie nicht her“, betont Dr. Rolf Meyer, der immerhin um die 150 Originale besitzt. Die Sammler helfen sich mit Kopien aus.

Collie-Bildergelten heute als eines derseltensten Sammelobjekte, obwohl die Marke kurze Zeit die meistgerauchte deutsche Zigarette war. „Sie warenetwas schwer zu sammeln, weil sie als Rückwand dienten. Damals millionenfach in Umlauf, sind sie heute ultrarar.“ Dr. Rolf Meyer, ein engagierter „Grabe, wo du stehst“-Historiker, hat gemeinsam mit seiner Frau Elke Meyer-Hoos und dem Team vom Museum Wustrow bahnbrechende Ausstellungen für Lüchow-Dannenberg konzipiert –über die Nazizeit, vom „Tod im Wendland“, gar eine Experten-Tagung zu den Göhrdemorden.

Die Ausstellung über die Collie-Bildchen soll seine letzte sein. Meyer suchte dafür Kontakt zu der Handvoll Collie-Sammlern, die noch leben, hat Wochen im Reemtsma-Archiv verbracht. „Es gab damals eine riesige, heute kaum nachvollziehbare Bewegung, was Sammelbildchen betraf: Kölln-Flocken, Sanella, Liebig-Fleischextrakt und andere brachten tolleBilder heraus. Die meisten bekommt man heute noch. Bei Collie-Bildchen ist das anders.“ Nicolas Harazim, der lange in Spanien als Übersetzer und Dolmetscher arbeitete, lebt heute wieder in Berlin – „es war ein glückliches, interessantes Leben“. Nur die Collies …: „Nach dem Beruf kam irgendwann die Erinnerung, und der Ehrgeiz, die Sammlung zu vervollständigen.“ Harazimbegann erneut zu sammeln, größtenteils in Kopie. Einige Originale besitzt er auch wieder. Und einige Motive fehlen ihm nach wie vor – deswegen die Fahrt ins Wendland zu seinem inzwischen zum Freund gewordenen Sammlerkollegen Meyer.

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