Feierabend erst um 21 Uhr

Luca Jagows Leben an Bord: Teil III

bv Wustrow/Alexandria. „Wir hatten bei dem Crossing von dem persischen Golf bis zum Suezkanal erhebliche Probleme mit dem Internet, sowohl für die Gäste als auch für uns Crew. Nun sind wir in der ägyptischen Hafenstadt Ale­xandria und ich schreibe dem Kiebitz von dem Computer von unserer Spa-Rezeption. Morgen geht es dann langsam, aber sicher in die Türkei mit der Hoffnung, das EU-Netz wieder nutzen zu können …“ Luca Jagow aus Wustrow schreibt in einer Reihe für den Kiebitz von seinen Erlebnissen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Mein Schiff 6“. Nachdem die Verbindung mit der wendländischen Heimat via Internet seit vergangener Woche wieder möglich ist, beschreibt der 25-jährige Physiotherapeut und Fitnesstrainer diesmal: „einen typischen Arbeitstag – der ist tatsächlich abhängig von der Zeit, wann ich starte. Wenn ich um 8 Uhr beginne, klingelt mein Wecker um 7 Uhr. Dann gehe ich duschen und versuche zu frühstücken. Manchmal bin ich zu müde, dann schlafe ich lieber 30 Minuten länger und lasse das Frühstück weg. Die nächste Pause ist ja schließlich schon ab 12 Uhr. Und je nachdem, an welchem Ort wir sind, gehe ich entweder raus und versuche so viel wie möglich zu sehen – oder ich lege mich auf das Crewdeck zum Sonnen. Grundsätzlich unternehme ich viel mit anderen Crewmitgliedern, so kann man sich Ausflüge und das Taxigeld teilen.

Wenn ich um 8 Uhr starte, öffne ich zuerst die Behandlungsräume und bereite sie vor. Die Raumtemperatur und die Wärmebehälter für die Massagen müssen eingestellt werden, das dauert rund zehn Minuten. Meistens startet die erste Behandlung um 8.15 Uhr. Je nachdem, was ich für eine Behandlung habe, bereite ich mich und den Raum vor. Die Vorbereitung einer Fußreflexzonenbehandlung bedeutet mehr Aufwand als eine Physiotherapie-Sitzung. An Bord arbeite ich viel mit Schmerztherapie und nutze daher auch Fascientools. So schone ich meine Finger und kann die Übungen den Patienten zur Selbsthilfe nach Hause mitgeben. Grundsätzlich habe ich viel Erfolg mit der Schmerzlinderung. Nach einer Behandlung habe ich 15 Minuten Zeit, den Raum zu desinfizieren und für den nächsten Gast vorzubereiten. Ich habe also genug Vor- und Nachbereitungszeit.

Da nicht jeder Tag gleich ist, ist es schwierig, einen genauen Ablauf zu beschreiben. An manchen Tagen gebe ich auch Kurse, wie Fascien-, Rücken- oder Präventionskurse bei klassischen Altagserkrankungen, etwa Arthrose. Workshops wie zum Beispiel Rückenfit biete ich auch an. Hier habe ich eine ganze Stunde mit den Gästen. Der Kurs ist dann auch kostenpflichtig, wie jeder Workshop hier. Manchmal habe ich auch Studiozeit im Fitnessbereich, da betreue ich die Gäste auf der Trainingsfläche. Mehrmals die Woche mache ich auch Saunaaufgüsse. Man sieht, dass der Tag schon unterschiedlich sein kann. An Seetagen bin ich oft nur in der Einzelbehandlung, während ich an Hafentagen mehr Kurse und Studiozeit habe. Feierabend ist je nach Tag unterschiedlich – zwischen 20.30 und 21.30 Uhr. Danach gehe ich meistens selber noch ins Gym für anderthalb Stunden, zwei- bis dreimal die Woche. Die anderen Tage beschäftige ich mich mit Alltagsdingen: Wäsche waschen, Kabine aufräumen und putzen, Fremdsprachen lernen oder auch mal Netflix schauen. Manchmal treffen wir uns mit Kollegen in der Crewbar zum Kickern. Da ich seit Ende Januar im gleichen Fahrtgebiet bin, sehe ich dieselben Städte jede Woche, beispielsweise Dubai. In Dubai kann man wirklich viel unternehmen. Da wir jede Woche mindestens eine Nacht in Dubai sind, können wir nach der Arbeit mit dem Taxi in die Stadt – zum höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, oder zur Mall. Und tagsüber zum Al Marina-Strand oder ins Museum – oder Souvenirs in den beliebten Souks kaufen. Am 24. März hatten wir dann den ersten Seetag für die Überfahrt nach Alexandria – von insgesamt sechs.“

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