Fünf Lesungen – viel Freude

Dritte Auflage der „Dömitzer Leseorte“ war ein Erfolg

rhy Dömitz. Was die Menschen, die am Sonnabend im Stundentakt durch Dömitz‘ Straßen zogen, einte, war ihr Interesse an Literatur. Und die Freude an den dritten „Dömitzer Leseorten“ ließ sich auch an den Besucherzahlen messen: Bis zu 40 Leute waren gekommen, viele blieben bis zuletzt. Renate Freitag, Ingrid van Bergen und Carmen Borchers von der Initiative LuK und der Initiatorengruppe „ Dömitzer Leseorte“ hatten an fünf Orten ein kreatives Programm auf die Beine gestellt.

Alle auf der Altstadt befindlichen Leseorte waren zu Fuß gut erreichbar. Gelesen wurde eine halbe Stunde, danach war Zeit, sich zu unterhalten, Fragen zu stellen und in Ruhe zum nächsten Ort zu flanieren. Mit zu den Lesungen gehörten auch Kaffee und von den Gastgebern gebackene Kuchen, Snacks, Getränke und sogar kalt gestelltes Bier.

Den Anfang machte Andrea Auls: In der Remise des Rathauses las sie aus „Blöde Ziege – Dumme Gans“ – ein herzerwärmendes Bilderbuch, in dem sich Ziege und Gans, eigentlich beste Freunde, immerzu streiten und nie mehr mit dem anderen zu tun haben wollen, um sich dann doch wieder zu vertragen. Die Episoden werden aus Sicht der Gans und dann aus der der Ziege erzählt, denn alles hat immer zwei Seiten. Weiter ging es im Café-Garten der Galerie Kraft. Günther Möller, Autor des Buches „Bruchstücke“, las dort aus den neuen Texten „Gebrochener Zauber“ und „Lena“, in denen es um Beziehungen geht, um Mann und Frau, die nicht mit, aber auch nicht ohne einander leben können – infolgedessen auch ums Fremdgehen. Da sagt eine Hauptfigur, „dass sie lieber alleine lebe, als im falschen Leben zu versauern“, aber auch: „Du und ich, das hätte was ganz Großes werden können“.

Bei Familie Schlotter saß Marina Möller, Vorsitzende des Förderkreises Festung Dömitz, auf einem bequemen Sessel unter der alten Rotbuche in einem verwunschenen Garten und trug Anekdoten des niederdeutschen Dichters Fritz Reuter (1810 – 1874) vor. Wegen „hochverräterischer burschenschaftlicher Verbindungen“ war er verhaftet worden, saß in mehreren Festungen ein, so auch in der Festung Dömitz. Damit war der passende Bezug geschaffen. Neben der Philosophie Reuters kam ein Brief an Otto von Bismark von 1866 zutage, oder die Einladung des Dömitzer Platzmajors Rodatz, in der er sich bei der Essen auftragenden Tante Doris verbat, die Kartoffeln mit ihren Haarnadeln aufspießend zu verteilen.

Im Hinterhof der Familie Radke war der Vorsitzende der Johannes-Gillhoff-Gesellschaft, die sich der Pflege und Verbreitung des Schaffens und Erbes niederdeutscher Literatur widmet, zu Gast. Hartmut Brun ist He­rausgeber des Büchleins „In Dömitz darfst Du lächeln“. Die 164 Texte, aus denen er sechs vorlas, sind eine Ergänzung der Dömitzer Stadtgeschichte, zu Fritz Reuter und der Festung.

Zu guter Letzt las Bierkennerin Esther Isaak de Schmidt-Bohländer, einst Besitzerin eines Bierspezialitätenladens in Hamburg, vor der katholischen Kirche kurzweilige Texte aus dem Buch „Unser täglich Bier gib uns heute“, eine Sammlung von 366 Biertexten von 31 Autorinnen und Autoren. Die dritte Auflage der „Dömitzer Leseorte“ war ein toller Erfolg. Lesende sowie Organisatorinnen freuen sich auf eine Wiederholung im nächsten Jahr.

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