Uraufführung von „Der gefesselte Prometheus“ durch Ton und Kirschen in Lenzen
kek Lenzen/Elbe. Der Ort der Handlung: irgendwo an der skythischen Schwarzmeerküste, aber vielleicht auch woanders. Die Zeit: irgendwann in der Antike, aber vielleicht auch heute. An einer öden Berglandschaft voller schwarzer Felsen wird ein Gefangener herangekarrt. Kratos, bei der Uraufführung von „Der gefesselte Prometheus” des Wandertheaters Ton und Kirschen am Freitag im Lenzener Burggarten ein Herr im noblen schwarzen Anzug, der nichts anderes als rohe Kraft und Gewalt verkörpert, wendet sich an den Schmied Hephaistos: „Du musst dich um den Auftrag kümmern, den der Vater dir erteilte, den Verbrecher da am schroffen Felshang festzuschmieden. Denn dein Juwel, des alles schaffenden Feuers Glanz, hat er gestohlen und den Sterblichen geschenkt.“ Und die Strafe für die Gabe an die Menschen lautet: „Für diesen Fehltritt muss er drum den Göttern büßen, damit er lernt, sich abzufinden mit des Zeus Alleinherrschaft – und seiner Menschenfreundlichkeit ein End zu setzen!“
Wohltäter der Menschheit – Gegenspieler von Zeus
So geschieht es auch gemäß der Vorlage des Aischylos, dem ältesten der drei großen Dichter der griechischen Tragödie, und der Schmied setzt boshaft hinzu: „Das sind die Früchte deiner Menschenfreundlichkeit!“
Wie diese ausgesehen hat, erklärt der seines Augenlichts beraubte und nunmehr an einem Felsen Gefesselte, der den Gästen auf einem Podest präsentiert wird, auch: „Ich habe aus den kriechenden Käfern Menschen gemacht!“ Eine kleine Puppe gleich nebenan verdeutlicht die Worte: Aus einem niederen Wesen wird langsam ein freier Mensch mit aufrechtem Gang und allen Segnungen menschlicher Kultur sowie allen seinen menschlichen Grundrechten. „Als Gabenbringer für die Sterblichen bin ich Elender nun eingejocht in diesen Zwang“, schlussfolgert der Misshandelte seine Rede.
Und was sind Rechte? Das erklärt der rohe, als smarter Herr Gesell: „Frei ist keiner außer Zeus“, und widerspruchslos duckmäusert dazu der Handwerker: „Das lehrt mich dieses Bild vor mir, und widersprechen kann ich nicht.“ Nun treibt nicht nur „des Stahlkeils rücksichtslose Schneide durch seine Brust mit aller Kraft“, sondern es kommt täglich ein durch Zeus herbeibefohlener Adler, um von des Gequälten Leber zu fressen.