Potsdamer Musikschüler konzertierten in Wustrow
kek Wustrow/Elbe. „Das hat die Wustrower Kirche noch nie gesehen“, freute sich der Lanzer Pfarrer Wolfgang Nier. Und was war gemeint? Nicht die bis zum letzten Platz voll besetzte Kirche. Auch nicht, dass Gäste von nah und fern erschienen waren, und auch nicht der nicht enden wollende Applaus. Es waren die Vortragenden, und diese waren nicht einmal angemessen erschienen, sondern in T-Shirts, Jeans, kurzen Hosen und klobigen Schuhen. Und nicht einmal richtige Musiker hatten da gestanden, sondern Kinder und Jugendliche.
Es war die Geigenklasse der Potsdamer Musikschule. Mit ihrem Musiklehrer Andreas Jerye waren die elf Jungen und Mädchen auf Übungsfahrt in die Region. Die Gruppe übernachtete in einer Unterkunft in der Nähe des Rudower Sees, und geübt wurde in den umliegenden Kirchen. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Eleven die Gottesdienste in Lenzen und Wustrow begleiteten. Und dort war die Begeisterung groß: „Wir haben gesagt, dass wir die jungen Musiker nicht einfach so ziehen lassen wollen“, erzählte Kirchenältester Siegmund Mackel. „So haben wir beschlossen, am letzten Abend, an dem die Gruppe hier ist, ein Konzert zu veranstalten, damit noch mehr Leute in den Genuss kommen, so etwas Schönes zu hören.“
Einladungen dazu gab es über die Mundpropaganda der Gottesdienstbesucher – und die funktionierte. Doch es kam noch etwas dazwischen: Ein Kind verletzte sich und musste ins Krankenhaus gefahren werden. „Und so hatten wir nicht einmal Zeit, uns umzuziehen“, berichtete ein Mädchen.
Was dann geboten wurde, war schlichtweg großartig. Da standen Talente, die ihr Können auf der Geige zeigten. Sie spielten Stücke von Johann Sebastian Bach über Ottorino Respighi bis hin zu Selbstkomponiertem, und zuletzt gab es eine Gute-Nacht-Beigabe mit dem „Wiegenlied“ von Alice Rowley.
Besonders ergreifend war der Auftritt des fünfjährigen Georg: Er spielte nicht etwa sein Stück „Die Henne“ an seiner Viertelgeige, sondern zupfte es. Übertroffen wurde der junge Potsdamer nur noch von der siebenjährigen Luise Holubek, die in ihrem Solostück „Abend wird es wieder“ nicht nur musizierte, sondern sogar dazu sang.
Als dann wirklich keine Zugabe mehr ging, erzählte eine Schülerin den Gästen, dass es für die Gruppe einen neuen Bus mit 30 Sitzen gebe, der aber noch in der Werkstatt sei. „Das bedeutet aber nicht, dass Sie dafür spenden sollen“, setzte das Mädchen hinzu. Doch die Geldgaben dafür regneten regelrecht, sodass die Werkstatt entspannt aufgesucht werden kann. Damit steht nun künftigen Konzerten auch im Ausland nichts mehr im Wege.