Marke von 3 000 Freiwilligen wieder geknackt
hbi Lüchow-Dannenberg. Erstmals seit 2009 hat die Zahl der freiwilligen Feuerwehrleute in Lüchow-Dannenberg wieder die Grenze von 3 000 übersprungen: 3 003 Männer und Frauen versehen in den 64 Ortsfeuerwehren freiwillig ihren Dienst an der Gesellschaft. Insgesamt 154 neue Einsatzkräfte konnten in diesem Jahr gewonnen werden – gerade einmal 25 davon sind aus der Jugendfeuerwehr übergetreten. Vor allem sogenannte Seiteneinsteiger entdecken dieses Ehrenamt für sich: 59 neue Feuerwehrleute haben sich erst mit 30 Jahren oder später entschieden. Woher diese Begeisterung in der Bevölkerung kommt, wollte der Kreisfeuerwehrverband Lüchow-Dannenberg wissen und hat Ursachenforschung betrieben.
Wie in der klassischen Werbung auch, sind es mehrere Faktoren, die am Ende zum Erfolg führen: So ist zu beobachten, dass Hilfsorganisationen nach Katastrophen einen größeren Zulauf verzeichnen. Ob die Flutkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr oder die Corona-Pandemie die Entscheidungen in Lüchow-Dannenberg beeinflusst haben, kann man zwar nicht genau sagen. Deutlich wird aber, dass die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt ist. „Mitgliedergewinnung in den Feuerwehren funktioniert nur über das persönliche Gespräch im Ort“, weiß der stellvertretende Kreisbrandmeister Henning Peters. „Diese Gespräche verlaufen aber anders, wenn die Bevölkerung aufgeklärter und durch die Berichterstattung sensibilisiert ist“, kann er aus seiner Erfahrung als Ortsbrandmeister berichten.
Und diese Aufklärung findet in Lüchow-Dannenberg seit nunmehr zwei Jahren im verstärkten Maße statt. Durch verschiedene Maßnahmen des Kreisfeuerwehrverbandes nimmt die Bevölkerung die Feuerwehren anders wahr und das, obwohl während der Corona-Pandemie Veranstaltungen gar nicht stattfinden konnten. „Vielleicht war auch genau das unser Punkt“, spekuliert Feuerwehr-Sprecher Heiko Bieniußa. Er hat mit der von ihm initiierten Imagekampagne „112 Prozent Ehrenamt“ sicher seinen Anteil an dem Aufwärtstrend der Feuerwehren. „Während der Corona-Pandemie waren die Leute zu Hause, hatten plötzlich mehr Zeit, haben Informationen praktisch aufgesogen. Genau in dieser Zeit haben wir mit unserer verstärkten Berichterstattung begonnen – möglicherweise hat dieser Umstand die Wirkung verdoppelt“, vermutet er.
Von einem „neuen Niveau“ sprach Bieniußa auf der Ortsbrandmeister-Dienstversammlung mit Blick auf die Berichterstattung aus den Feuerwehren, insbesondere bei Einsätzen. Durch eine Kooperation mit der Deutschen Presseagentur (dpa) erreiche man nun wesentlich mehr Redaktionen, was dazu führt, dass auch überregional das Interesse an der Arbeit der Feuerwehren in Lüchow-Dannenberg gestiegen ist.
Der Trend zeigt sich auch in der Ausbildung der Feuerwehrleute. Fast 350 Einsatzkräfte wurden in diesem Jahr alleine an der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Dannenberg in den unterschiedlichen Lehrgängen ausgebildet. In der Einstiegsausbildung, dem Truppmann-1-Lehrgang, setzt sich der beobachtete Trend fort. Etwa 40 Prozent der Lehrgangsteilnehmer waren älter als 25 Jahre, also Seiteneinsteiger. Auch der Anteil an weiblichen Einsatzkräften wächst stetig und liegt mit mittlerweile über 17 Prozent deutlich über dem Landes- oder Bundesdurchschnitt.
Grund zur Sorge bereitet Kreisbrandmeister Claus Bauck aber die fehlende Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen: Zwei Ortsfeuerwehren mussten in diesem Jahr mit anderen Wehren fusionieren, weil sich kein neuer Ortsbrandmeister gefunden hat. Als möglichen Grund nennt Bauck hier die gestiegene Bürokratie. „Führungskräfte müssen immer mehr Verwaltungsarbeit übernehmen, das schreckt ab. Dabei sind die Träger des Brandschutzes gefordert, die Ehrenamtlichen künftig zu entlasten, damit mehr Zeit fürs Wesentliche bleibt.“
Eine Übersicht aller Ortsfeuerwehren gibt es unter www.112ehrenamt.de.
Dieser Beitrag wurde unterstützt von avacon.