In Starre oder Ruhe

Wie kommen Falter durch den Winter?

mg Regional. Das neue Schmetterlingsjahr hat begonnen und es wird mit Sicherheit wieder sehr spannend, farbenfroh und interessant. Beginnen möchte Martin Gach, profunder Kenner der hiesigen Schmetterlingswelt, in seiner diesjährigen Falterserie mit der Antwort auf die Frage: Wie überwintern Schmetterlinge?

Der Winter ist die Jahreszeit, in der viele Tierarten vor große Herausforderungen gestellt werden. Unsere Tag- und Nachtfalter haben Strategien entwickelt, wie sie die nahrungsarme Jahreszeit überstehen können. Je nach Art wird in vier unterschiedlichen Stadien der Metamorphose überwintert. Dieses geschieht als Ei, Raupe, Puppe oder als geschlechtsreifes Vollinsekt – dem Imago. Wird in einer der ersten drei Stadien überwintert, spricht man von einer Entwicklungsruhe, der Diapause. Der eine oder andere hat bestimmt mal im Winter einen Schmetterling in der Scheune, Garage oder in einem Holzstapel gefunden. Es kann auch vorkommen, dass ein Schmetterling flatternd in der Wohnung oder einem frostgeschützten Ort aufgefunden wird. Bitte nicht füttern, sondern einfach in den Garten, Garage oder Scheune setzen, dort wird er den Winterschlaf fortsetzen. Die Phase der Starre bedeutet, dass alle Körperfunktionen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Durch diese Maßnahme wird keine zusätzliche Energie aufgewendet, um den ohnehin geschwächten Körper zu stressen.

In Deutschland sind es acht Tagfalterarten, die so über den Winter kommen müssen. Dazu gehören der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge, der Große Fuchs, der Große Östliche Fuchs, der Trauermantel, der C-Falter, der Zitronenfalter und seit dem Jahr 2000 auch der Admiral. Über diese Arten habe ich schon ausführlich im Kiebitz berichtet. Übrigens sind diese Arten alle im Wendland beheimatet.

Aber wie überleben sie derart tiefe Temperaturen?

Nicht alleine der Wille zum Überleben ist wichtig, sondern auch die richtige Formel: Kommt der Winter näher und die letzten warmen Tage im Herbst ziehen vorüber, wird das von den Schmetterlingen genutzt. Allerorten werden sie an Fallobst oder Spätblühern wie Efeu saugend angetroffen, dort können sie ihre Reserven für die Überwinterung auffüllen. Das vergorene Fallobst birgt Alkohol, der später eine wichtige Rolle spielen wird. Wenn die Tage kürzer werden, wird es Zeit, sich einen Unterschlupf für den Winterschlaf zu suchen.

Ein großes Problem im Winter ist der Rückschnitt von Hecken und Gehölzen an Wirtschaftswegen. Durch diese Maßnahmen finden Schmetterlinge und andere Insekten oft den Tod.

Besonders einfach machen sich das der Kleine Fuchs, das Tagpfauenauge und der Große Fuchs. Sie nutzen mittlerweile die Hilfe der Menschen, indem sie Garagen, Scheunen, Dachböden oder kühle Kellerräume aufsuchen.

Der C-Falter, Admiral oder Trauermantel haben es da nicht so komfortabel: Sie sitzen in der eisigen Natur geschützt unter Blättern, Reisighaufen oder in Baumhöhlen.

Bleibt da noch der Zitronenfalter: Er ist ein ganz harter Hund, überwintert er doch fast ungeschützt im Freien. Diese Arten reichern eine glycerinähnliche Substanz im Körper an, die aus Alkohol, Eiweißen und Salzen besteht. Mit diesem natürlichen Frostschutzmittel können sehr tiefe Temperaturen von bis zu 20 Grad minus überwunden werden. Erwähnenswert ist erneut der Zitronenfalter: Er ist unter allen Schmetterlingsarten weltweit der Methusalem und kann mit zwölf Monaten ein sehr hohes Alter erreichen – Weltrekord!

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