Wussegel: Storchennest von Feuerwehr abgetragen
bv Wussegel. Für Gruppenführer René Steinberg war es das erste Mal, dass er mit der gewaltigen Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Hitzacker ein Storchennest von einem Dach entfernte. Gemeinsam mit Lüchow-Dannenbergs Storchenbeauftragter Antje Fäseke stieg Steinberg vor einigen Tagen in Wussegel in den Korb der auf 26 Meter Höhe ausfahrbaren Leiter, bewaffnet mit zwei Forken. Die Drehleiter parkte auf dem Grundstück von Landwirt Heiner Rieken, um über den Gartenzaun des Nachbargrundstücks – dort befand sich das Storchennest – mit dem Ausleger in die Höhe zu fahren. Gesteuert wurde die Leiter von den Feuerwehrmännern Nico Meyer und Sascha Rambusch. Steinberg ist als Maschinist auch Ausbilder an der Drehleiter. „Es war für uns das erste Mal, dass wir ein Storchennest damit entfernen, weil wir die Drehleiter erst seit drei Jahren haben“, berichtet der Feuerwehrmann – bislang gab es noch keinen solchen Einsatz in der Samtgemeinde Hitzacker. Für Antje Fäseke war der Einsatz beinahe Routine: schon zahlreiche Storchennester hat sie entfernt, oder Nistgrundlagen aufgebracht, mit Hilfe der Feuerwehr und deren Drehleitern. Es staubte gewaltig, als Fäseke und Steinberg das Nest Schicht um Schicht abtrugen.
Mit der Aktion wurde abgewartet, bis alle Störche – bis auf einen, dazu später mehr – abgeflogen waren. Und rechtzeitig vor der nächsten Brutsaison im Frühjahr soll das neue Reetdach möglichst schon fertig sein, berichtet Rotraud Busse. Sie lebt in dem historischen Fachwerkhaus mit dem charakteristischen Strohdach in der Nähe der Elbe. Das Reet ist nach 50 Jahren verwittert, weshalb es abgetragen und neu gedeckt werden muss.
„Das Storchennest war ziemlich verdichtet, es war nicht ganz einfach, das abzutragen“, berichtet Steinberg nach dem 45-minütigen Einsatz. Landwirt Rieken schätzte das Gewicht auf anderthalb Tonnen.
Ganz in der Nähe lebt der erste Winterstorch Lüchow-Dannenbergs, wie Fäseke berichtet: In Nienwedel, einen Steinwurf entfernt, hat sich ein Jungstorch offenbar dazu entschieden, an seinem Sommerplatz zu bleiben. Vermutlich handele es sich um ein Jungtier, dessen Federkleid aufgrund einer – möglicherweise inzwischen verheilten – Pilzerkrankung nicht vollständig ausgebildet war – er geht vor allem zu Fuß, kann aber auch kurze Strecken fliegen. Er habe gute Überlebenschancen, da er in der Elbtalaue genug Futter finde und Kälte ihm wenig ausmache. Im nächsten Jahr könne er – vielleicht – mit seinen gefiederten Kameraden den Weg in den Süden antreten. Fäseke hat dem Storch mit Landwirt Klaus Hadrossek und Nachbar Wilhelm Martens ein zwei Meter hohes Mini-Storchennest samt Leiter installiert. Wenn der Storch diesen Not-Horst als neuen Schlafplatz annehme, sei er vor nächtlichen Fuchsangriffen, die im Winter zu erwarten seien, sicherer.