Pomologe Stolberg in Lübeln: „Sehr gutes Apfeljahr“
bv Lübeln. Erst am Sonntagnachmittag kommt Hermann Stolberg dazu, eine Tasse Kaffee zu trinken. „Es war unglaublich. Bis jetzt haben wir über 100 Äpfel bestimmt. Und dazu noch sechs Birnen.“ Der bekannte Pomologe aus Neu Darchau ist zufrieden mit der Resonanz über die Neuauflage des Lübelner Apfeltages: „Mit diesem Ansturm haben wir nicht gerechnet.“ Stolberg hat in der Diele des Fachwerkhauses im Herzen des Rundlinsgmuseums über 140 verschiedene Sorten regionaler Äpfel aufgereiht. „Das ist die größte Sammlung in ganz Norddeutschland“, berichtet Stolberg.
Auch die neue Museumsdirektorin Sarah Kreiseler ist zufrieden. Es ist ihr erster Apfeltag, den sie gemeinsam mit dem Apfelverein veranstaltet. Die Besucherzahlen seien „sehr gut“. Museumsbäcker Haio Goertzen zieht ebenfalls eine positive Bilanz. „Das steht und fällt mit dem Wetter. Wir hatten Glück. Mittags gab es ein paar Schauer, dann wurde es wieder schön.“ Vor allem Familien hätten ihm nachmittags sein im Holzbackofen nach alten Rezepten gebackenes Brot und den Butterkuchen abgekauft. Ingrid Redel aus Luckau hat eine Handvoll Birnen dabei. Sie will bei sich zuhause eine alte Sorte nachpflanzen, der Baum gehe ein. Bei Birnen kommt Stolberg an seine Grenzen. „Das könnte Prinzessin Marianne sein, aber genau weiß ich es nicht.“ Bei Äpfeln haben die Besucher mehr Glück. 108 Äpfel konnte Stolberg am Sonntag korrekt bestimmen, 35 Früchte waren zu klein oder zu verwachsen, um sicher benannt werden zu können. „Wir haben ein sehr gutes Apfeljahr, wenn auch viele Äpfel, die auf Sandböden wachsen, kleinwüchsig sind. Wir finden dort sehr viele Früchte, aber kleine, die spezifisch wenig ausgeprägt sind.“ Das führe oft zu Fehlbestimmungen. „Auf Marschböden hingegen, wo die Feuchtigkeit stimmt, hängen die Bäume übervoll.“
Früher eine Ausnahme, sei Sonnenbrand auf Äpfeln inzwischen zum Standard geworden. Die schwarzen Stellen seien „Eintrittspforte für Krankheiten und Insekten“, klärt Stolberg auf. Die Zukunft des Apfelanbaus liege darin, dass „wir noch wärmetolerantere Sorten anpflanzen müssen“.