Tiny-Glück am See-Ende?

Neue Pächter stellten ihr Konzept vor

kek Lenzen. Viele Gäste waren es, die vor wenigen Tagen zur Info-Veranstaltung in der Lenzener Mehrzweckhalle erschienen waren, denn das Schicksal des ehemaligen Campingplatzes – und auch das des Rudower Sees – interessiert nun einmal die Einwohner.

Neben den Stadtverordneten waren auch zwei der drei Pächter erschienen, die seit dem 1. Januar die Geschicke des Geländes in die Hand nehmen wollen.

Die beiden Berliner Julian Trautwein und Johann Alers stellten in einer Videopräsentation ihr Konzept vor. „Raus“ in die Natur soll es durch ihre Firma gehen, und zwar in die nahezu unberührte. Das 2021 gegründete Unternehmen setzt auf komplett und luxuriös mit Designerprodukten eingerichtete Tiny Houses, die nicht nur per Auto, sondern auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreicht werden können. Dazu gibt es für die gestressten Großstädter noch eine Portion Abenteuer, denn die einsam in der Natur stehenden, solarbetriebenen und mit gefiltertem Wasser versehenen Holzhäuschen haben keine Adresse. Sie stehen einsam irgendwo „am Waldrand“, „im Weideland“, „am Feldblick“ oder „am Waldteich“, und dorthin gelangt man nur digital; wie auch Buchung, das Ein- und Auschecken nur auf elektronischem Weg erfolgen. Ein weiteres Abenteuer ist ein kleiner Holzofen, der Wildwest-Romantik aufkommen lässt. Eine Broschüre, die dem Unkundigen das Feuermachen beschreibt, liegt – samt Feuermaterial – dabei. Fazit: Mehr „raus aus der Tretmühle“ und komfortables „rein in die Natur“ geht nicht.

Allen bestens vom Shampoo, über Kaffee bis hin zum Bettzeug „mit allem“ ausgestatteten „Cabins“, sind zwei Dinge gemeinsam: Sie sind jeweils in anderthalb bis zwei Reisestunden von Großstädten wie Berlin, Hamburg, Hannover, Leipzig oder Dresden zu erreichen und sind derart ausgebucht, dass es eine Warteliste gibt.

Zur Kategorie der schnellen Erreichbarkeit ließe sich auch das Ziel „Rudower-See-Ende“ zählen. Nur – und das ist gut so, denn dieser Fakt kommt vielleicht der Stadt Lenzen zugute: Es sind immerhin sogar zehn, und im nächsten Jahr dazu noch einmal zehn Mini-Häuser geplant, die auf den Terrassen stehen werden.

Damit richten sich die Betreiber an eine eigene Klientel. Sind es bei den verwunschen in der Natur stehenden Unterkünften an 20 Standorten Individualisten, die hier Entspannung suchen, werden es am Rudower-See-Standort eher Gruppen sein, die hier gemeinsam einige Tage verbringen wollen.

Die Fragen der Lenzener wurden – so gut es in der noch-Planungsphase geht – beantwortet. Der den bisherigen Campingplatz umhegende Zaun – und bisheriger stetiger Stein des Anstoßes – käme erst einmal weg, hieß es. Und die Gastronomie? Da wolle man in den kommenden Jahren eine Lösung finden, weil es auch in der heutigen Zeit nicht einfach sei, „einfach so“ eine Gaststätte zu eröffnen. Die Frage, ob es denn auch Möglichkeiten zum Campen geben würde, wurde allerdings verneint. „So etwas ist in unserem Konzept nicht vorgesehen“, stellte Pächter Julian Trautwein klar. Und eine Antwort auf die Anfrage, zu welchen Konditionen das Areal verpachtet worden sei, gab es ebenfalls nicht.

Dafür ist eines klar: Es werden nicht nur natursuchende, sondern auch zahlungskräftige Kunden sein, die fortan „diesen magischen Ort“ – wie das See-Ende von den neuen Pächtern angesehen wird – besiedeln. Denn für ein „5-Nights Recharge In Nature Getaway“, welches in altmodischem Deutsch einfach nur „fünf Nächte in der Natur auftanken“ heißt, müssen in der preisgünstigsten 16-Quadratmeter-„Cabin“ allein min­destens 725 Euro berappt werden.

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