Vom Schrank zum Laden

Fair gehandelt: Eine-Welt-Lädchen in Lüchow wird 30 Jahre alt

pw Lüchow. Am Anfang stand ein Schrank, der von Christa und Hermann Ripke: In ihm lagerte das mittlerweile verstorbene Lüchower Ehepaar schon vor rund 40 Jahren einige fair gehandelte Lebensmittel und Gegenstände, die in Entwicklungsländern produziert worden waren, und verkaufte sie an Interessierte. Der Schrank war gewissermaßen die Keimzelle des Eine-Welt-Lädchens, das am Sonntag im Gemeindehaus und mit einem Gottesdienst in der Lüchower St.-Johannis-Kirche sein 30-jähriges Bestehen gefeiert hat.

Das Projekt Eine-Welt-Lädchen nahm an Fahrt auf, als Ende der 1980er-Jahre Hans-Jürgen Wolters als Propst des Kirchenkreises Lüchow mit seiner Familie in die Kreisstadt kam. „Wir hatten in unserer Vorgängergemeinde in Ostfriesland schon so einen Laden als ein Jugendprojekt aufgebaut, und hier hat sich das dann alles so gefügt“, erzählt Cathrin Wolters, die gemeinsam mit dem Ehepaar Ripke und Uta Schwarting den Eine-Welt-Laden der Lüchower St.-Johannis-Kirchengemeinde gegründet hat. Nach Stationen in der Teeküche in der Kirche und einem kleinen Raum im Gemeindehaus hat das Eine-Welt-Lädchen seit dem Umbau des Gemeindehauses vor mehr als 20 Jahren seinen Standort im Eingangsbereich des Gemeindehauses.

Cathrin Wolters und Uta Schwarting gehören bis heute zum Team, das mittlerweile rund ein Dutzend Ehrenamtliche umfasst – allesamt Frauen. Neue Mitstreiter seien willkommen, etwa um die Öffnungszeiten mittwochs, sonnabends und sonntags abzudecken, betont Uta Schwarting. Dazu kommt das Aussuchen der neuen Ware, das meist Cathrin Wolters übernimmt. Das laufe mittlerweile viel über das Internet. Einmal im Jahr fährt das Team aber auch nach Hamburg, um bei den Fairhandel-Organisationen GEPA und El Puente Fortbildungen zu besuchen und die Produkte, die die Organisationen im Angebot haben, vor Ort zu sichten.

Für den ersten Großeinkauf war Anfang der 1990er-Jahre Uta Schwarting nach Hamburg gefahren. „Das war ein ganz komisches Gefühl“, erinnert sie sich noch heute daran, wie unsicher sie war, ob sich die von ihr ausgesuchten Waren auch würden verkaufen lassen. Das Geld dafür hatte sich das Team geliehen und in den kommenden Jahren vom Verkaufserlös zurückgezahlt. „Heute sind wir selbstständig“, betont Cathrin Wolters.

Den Gewinn, den das Team des Eine-Welt-Lädchens dank der Prozente macht, den es von GEPA und El Puente beim Einkauf gewährt bekommt, spenden die Frauen. Zwei Patenkinder – derzeit kommen beide aus Indien – finanzieren sie mit 70 Euro pro Monat. Außerdem hat das Lädchen im Lauf der Jahre viele Projekte unterstützt, unter anderem Straßenkinder in Rumänien, Projekte von Schwester Caroline in Chile oder auch den Bau der Lüchower Eule-Orgel.

In den Corona-Jahren habe man weniger eingenommen, weil keine Aktionen stattfinden konnten, bedauert Wolters. Auch die Tombola, die das Team früher beim Lüchower Weihnachtsmarkt zugunsten von Brot für die Welt organisiert hat, gibt es nicht mehr. Früher fand der Markt rund um die Kirche statt und die Frauen konnten schnell aus dem Gemeindehaus Nachschub holen. Seitdem der Markt auf den Burgplatz umgezogen ist, ist das nicht mehr möglich. Im Eine-Welt-Lädchen sind aber weiterhin der Brot für die Welt-Kalender sowie der Kalender für den „Anderen Advent“-Kalender erhältlich.

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