Von der Sprache der Händler

Grundschule Neu Darchau spricht Platt

bm Neu Darchau. In der Eingangshalle der Grundschule Neu Darchau hängt an jedem Möbelstück und an jeder Tür ein Schild in plattdeutscher Sprache. Auch an der Ausgangstür zum Innenhof prangt ein Zettel mit der Aufschrift „Grööne Binnenhoff“ und selbst an der Toilettentür wird – sowohl in Hoch- als auch in Niederdeutsch – klar, wer wo hingehört, entweder in die „Toilett för de groode Lüüd“ oder in die „Toilett för de lütten Kinner“. Eines ist jedenfalls ersichtlich: Dort wird Plattdeutsch gesprochen. Und darüber freut sich Schulleiterin Andrea Schulze sehr. „Seit den Sommerferien habe ich zwei Stunden in der Woche, an denen ich mit den Kindern plattdeutschen Unterricht mache. Es ist Teil des Deutschunterrichts und als solches Thema auch aufgenommen worden“, erläutert die Schulleiterin, die selbst fließend und gerne Plattdeutsch spricht. „Ich bin noch damit groß geworden. Mein Bruder hat in Großwietzeetze sogar einen plattdeutschen Weihnachtsmarkt ins Leben ge­rufen.“

Derzeit unterrichtet sie die niederdeutsche Sprache in der dritten und vierten Klasse. Im Sommer traten die Kinder im Klangschalenpark in Neu Darchau auf und trugen Gedichte vor oder lasen aus Büchern vor. „Das hat uns allen sehr viel Spaß gemacht“, blickt Schulze zurück. Im Kreisgebiet gebe es momentan neben der Neu Darchauer Schule außerdem noch die Grundschule in Breselenz, die Plattdeutsch auf dem Stundenplan habe. „Es wäre natürlich schön, wenn sich noch mehr Schulen dazu bereit erklären würden. Gut ist auch, dass man sich auf einen regionalen Dialekt geeinigt hat, damit sich alle untereinander verständigen können. Früher hatte jedes Dorf seinen eigenen Dialekt.“

Die Referentin für Niederdeutsch Inga Seba-Eichert, die beim Lüneburgischen Landschaftsverband beschäftigt ist, engagiert sich seit vielen Jahren, um die plattdeutsche Sprache wieder in viele Bereiche zu integrieren. „Nach dem Zweiten Weltkrieg war es untersagt, in der Schule Plattdeutsch zu sprechen, bedingt durch die Heimatvertriebenen. Ich freue mich, dass wir immer mehr Schulen gewinnen können, diese Regionalsprache wieder in den Stundenplan mitaufzunehmen“, informiert Seba-Eichert. Zudem sei das Plattdeutsche im Mittelalter sogar eine sogenannte Hansesprache gewesen. „Es war die Sprache der Händler und Kaufleute“, ergänzt die Referentin. Neben den Schulen findet die Sprache heutzutage auch Einzug in andere Bereiche. „Selbst in der Demenzarbeit ist es sehr erfolgreich.“

Weitere Infos zur Einführung der niederdeutschen Sprache gibt es unter www.luenebur gischer-landschaftsverband.de.

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