Von Schulbank bis Tafel

Saisonstart im Museum Blaues Haus in Clenze

em Clenze. Ein kleines, hellblaues Fachwerkhaus, in dem sich hinter jeder Tür ein Stück Geschichte verbirgt: Das ist das Blaue Haus in Clenze. Das kleine Museum an der Kapellenstraße in Clenze ist bereits in die Saison gestartet. Es bietet einen faszinierenden Einblick in die Vergangenheit des Fleckens. Hier dreht sich alles um die bauliche Struktur und Entwicklung des Ortes, seinen Status als bedeutendes Gewerbe- und Handelszentrum sowie um längst ausgestorbene Handwerkszweige, die einst hier beheimatet waren.

Alles begann mit einem alten Teller aus einem ehemaligen Gasthaus und historischen Fotos von Schülern, die Dr. Ulrich Schröder, ehemaliger Lehrer in Clenze und Museumsleiter des Blauen Hauses, bei einer Versteigerung entdeckte. „So etwas darf doch nicht verloren gehen“, dachte sich der 81-Jährige, der sich seit seiner Kindheit für Geschichte begeistert. Er begann, alles zu sammeln, was ihm zu Clenze und seiner Geschichte in die Hände fiel, und etablierte sich als Archivar, an den sich viele Clenzer wandten, wenn sie Fundstücke auf Dachböden oder bei Hausauflösungen entdeckten.

In einem Nebengebäude, das vom Hof aus zu erreichen ist, taucht man zurück in eine Dorfschule des frühen 20. Jahrhunderts. Die Schulbänke stammen aus der kleinen Schule in Braudel, die im Jahr 1904 ihre Türen öffnete. Grundschülerinnen und -schüler, die heute das Museum besuchen und das Klassenzimmer sehen, können kaum glauben, dass Kinder zu früheren Zeiten in so kleinen Räumen unterrichtet wurden. Rohrstock, Schiefertafel und alte Schreibstifte lassen die Kinder oft über den Schulalltag ihrer Großeltern staunen.

In einem weiteren Nebengebäude, der sogenannten „Anbauerstelle“, hat Schröder eine Sonderausstellung eingerichtet, die nicht ausschließlich auf Clenze beschränkt ist. „Bilderwelten – Bilder zwischen Anschauung, Belehrung und Unterhaltung“ präsentiert alte Schulbilder, Tafeln und Modelle, um zu zeigen, wie Bildung und Sprache anhand von Gegenständen oder Bildern vermittelt wurden. Eine Besonderheit dieser Ausstellung sind die beeindruckenden historischen Werke von Johann Amos Cormenius, einem für das 16./17. Jahrhundert erstaunlich fortschrittlichen Pädagogen, und Tiermaler Wilhelm Kuhnert, der Tiere in freier Wildbahn studierte und wunderschöne Illustrationen anfertigte. Das Museum ist bis Oktober mittwochs und sonnabends je von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen und Termine außerhalb der Öffnungszeiten können bei Dr. Ulrich Schröder unter (0 58 44) 5 54 vereinbart werden.

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