Was ist eigentlich ein Notfall?

Serie Capio: Die Notfallaufnahme im Krankenhaus

lk Dannenberg. Was ist eigentlich ein Notfall? Sollte ich sicherheitshalber ins Krankenhaus fahren? Warum gibt es oft so lange Wartezeiten? Karola Doblies ist Stationsleiterin der zentralen Notaufnahme an der Capio Elbe-Jeetzel-Klinik (EJK). Sie erlebt täglich Notfälle und solche, die tatsächlich keine sind. Wer aber entscheidet, was wirklich ein Notfall ist, darüber informiert sie im heutigen Teil der Serie über die EJK.

Einschätzung der Patienten bei Ankunft

Zur Einstufung eines Patienten nach Dringlichkeit gibt es klar definierte Vorgaben: das sogenannte Manchester-Triage-System. Unter anderem wird ermittelt, ob der Patient bei Bewusstsein ist, wie groß seine Schmerzen sind oder ob er stark blutet. Damit nicht das Pflegepersonal willkürlich entscheiden muss, wer wann behandelt wird, gibt es die sogenannte Triagierung. Je nach Symptomen beziehungsweise Verfassung des Patienten wird eine zeitliche Dringlichkeitsstufe ermittelt.

Rot: Sofortige Behandlung nötig! – Alle anderen laufenden untergeordneten Tätigkeiten werden sofort unterbrochen, um diese Behandlung unmittelbar einzuleiten.

Orange: Sehr dringende Behandlung! – Die Behandlung sollte innerhalb von 10 Minuten eingeleitet werden.

Gelb: Dringende Behandlung! – Die Behandlung sollte innerhalb von 30 Minuten beginnen.

Grün: Normal – Die Behandlung sollte innerhalb von 90 Minuten eingeleitet werden.

Blau: Nicht dringend – Die Behandlung sollte innerhalb vom zwei Stunden beginnen.

Patienten mit Erkältungssymptomen, die möglicherweise an einer Covid-19-Infektion erkrankt sind, müssen sofort isoliert werden, damit andere Patienten sich nicht im Wartebereich anstecken.

Notfall?

Notfälle werden unterschieden in dringende und lebensbedrohliche Fälle. Ein Patient, der seit mehreren Tagenoder gar Wochen unterKnieschmerzen leidet und es irgendwann nicht mehr aushalten mag, seinen Hausarzt aber außerhalb der Sprechzeiten nicht antrifft, ist kein Notfall.

Er wird zwar dennoch behandelt, aber zuständig ist hier der Hausarzt, nicht dasKrankenhaus. Sollten Eltern ihr Kind, das von der Schaukel gefallen ist, zur Sicherheit und Abklärung lieber ins Krankenhaus bringen? Nein. Die Notfallaufnahme kann nicht als Abklärungsstellegenutzt werden. Auch dabei ist der Hausarzt erster Ansprechpartner.

Wartezeiten

Wer als Patient die Notaufnahme aufsucht, aber kein Notfall ist, der muss unter Umständen mit sehr langen Wartezeiten rechnen. In verschiedenen Behandlungsräumen werden parallel mehrere Patienten versorgt. Es kann sein, dass Behandlungen mehrmals unterbrochen werden müssen, weil wieder ein Patient aufgenommen wurde und sofort versorgt werden muss, weil er als „rot“ eingestuft wurde.

Mitunter müssen Patienten mit mehreren Stunden Wartezeit rechnen, wenn andere Patienten dringender versorgt werden müssen. Dabei ist klar geregelt, welche Tätigkeiten das Pflegepersonal übernehmen kann und welche der Arzt. Darüber hinaus ist es wichtig, dass alle Pflegekräfte stets aktuell informiert sind. Übergabegespräche sind daher unverzichtbar und werden stets so geführt, dass kein Patient dadurch Schaden erleiden muss.

Immer wieder macht dasmedizinische Personal die Erfahrung, dass Patienten ungehalten reagieren, wenn sie lange warten müssen, weil sie als grüner oder gelber Fall eingestuft sind. „Wir bitte alle Patientinnen und Patienten um Verständnis für eventuelle Wartezeiten“, informiert Karola Doblies.

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