Ole Ohlendorff enthüllt Charlie-Watts-Gemälde
bv Lüchow. Die Anwesenden stimmen den Countdown bei zehn an. Bei null angekommen, ziehen Ulli Schröder und der Winsener Künstler Ole Ohlendorff gemeinsam an dem schwarzen Samttuch, das die Staffelei auf der Bühne des Lüchower Stones-Fan-Museums verhüllt. Es erscheint: Charlie Watts, überlebensgroß. Mit blauen Augen blickt er den Betrachter an, ein sanftes, leicht ironisches Lächeln umspielt das schmale Gesicht. So kannten, so liebten die Fans den Schlagzeuger, der 59 Jahre der berühmtesten Rockband der Welt den Takt vorgab.
Ohlendorffs Spezialität sind „Dead Rock Heads“, wie er die Reihe nennt: Verstorbene Größen des Rock’n’Roll-Zirkus. Leider gehört Charlie Watts, legendärer Drummer der Rolling Stones, seit dem 24. August dieses Jahres auch dazu. Charlie ist bereits die Nummer 159 in der Reihe der „DRH“, wie die toten Rocker abgekürzt werden.
Der Künstler ist kein Unbekannter in Lüchow: Mit Schröder verbindet ihn eine vieljährige Freundschaft. „Wir kennen uns seit 25 Jahren“, berichtet der Stones-Museumsleiter; gemeinsam habe man schon manches Projekt angeschoben. So nimmt es nicht Wunder, dass der in der Kunstszene längst arrivierte Ex-Polizist – er versah seinen Dienst in der Davidwache auf St. Pauli – die Weltpremiere seines neuesten Gemäldes in das Stones-Fan-Museum verlegt hat. Inzwischen ist der mit dem Kulturpreis des Landkreises Harburg ausgezeichnete Maler in renommierten Galerien und Museen vertreten, seine Bilder – vor allem seine „Dead Rock Heads“ – sind auch jenseits der deutschen Grenzen gefragt. Seit 30 Jahren ist er freischaffender Künstler.
Ohlendorff ist Autodidakt. Sein zweites Leben als Künstler begann, nachdem er in den 1980er-Jahren den Dienst als Ordnungshüter quittierte und sich dann einige Jahre treiben ließ – durchaus nicht ungefährlich, was persönliche Abgründe betrifft. Er hat die Kurve bekommen. In Lüneburg fand er zur Malerei, in einer Dachwohnung am Stint. Er begann mit Bleistift und fertigte Zeichnungen an, die enormes Talent erkennen ließen – und stürzte sich in das Abenteuer Malerei, bis heute erfolgreich.
„Am 24. August ist Charlie abgereist in den Rock Heaven“, so Ohlendorff in Lüchow. „Musik trifft Malerei, das ist mein Thema“: Mit dem Pinsel habe er den Trommelwirbel Watts‘ nachempfunden. „Suck On The Jugular“, ein eher unbekanntes Stones-Stück vom Voodoo-Lounge-Album habe Pate gestanden für das Motiv. Watts sei großer Jazzliebhaber gewesen, habe Charlie Parker verehrt, den Meister am Saxofon.Deshalb zieren ein stilisiertes Saxofon das Gemälde im unteren Bereich, ein Gretsch-Schlagzeug – und natürlich die Stones-Zunge.