Wie in alten Zeiten

Plattdeutsch lehren, schnacken und hören

bm Thurau. „Plattdüütsch is cool“ – diese drei Worte lassen sich gut merken – und die versteht jeder, jeden Alters. Trotzdem ist es eine Sprache, die vom Aussterben bedroht ist, würde man nicht etwas dagegen unternehmen. Wie beispielweise Inga Seba-Eichert, die als Referentin für Niederdeutsch beim Lüneburgischen Landschaftsverband beschäftigt ist. Die gebürtige Staderin ist gleichsam zweisprachig aufgewachsen. „Wir hatten einen landwirtschaftlichen Betrieb und haben mit mehreren Generationen auf einem Hof gelebt. Meine Eltern und Großeltern haben sich auf plattdeutsch unterhalten. Auch mit den Mitarbeitern war platt die Alltagssprache. Aber mit uns Kindern wurde ausschließlich hochdeutsch gesprochen. Am Tisch ging es dann hoch und platt durcheinander.“ Mit der älteren Generation schnackte sie dann stets auf Augenhöhe, nämlich auf platt.

Dadurch lernte sie die Sprache fließend. Irgendwann wurde Inga Seba-Eichert gefragt, ob sie nicht Lust hätte, plattdeutsch an Schulen zu unterrichten. Das war vor sieben Jahren. „Ich habe damals zusammen mit einem Lehrer ein Synchronisationsprojekt gestartet. Zuerst haben wir mit den Kindern sechs Monate plattdeutsch gesprochen. Die Sprache lebt vom Sprechen und nicht vom Schreiben, wie man es von anderen Sprachen kennt.“ Die Schüler, waren Achtklässler. Und Inga Seba-Eichert hatte sich überlegt, etwas Altersgemäßes für das Projekt auszuwählen. „Ich hatte an einen Werner-Film gedacht. Aber in dem Film wird sehr schnell gesprochen. Das war leider schwer umzusetzen.“ Die Schüler entschieden sich dann selbst für einen Film von der Augsburger Puppenkiste. Zusammen mit der Lehrkraft schrieb Seba-Eichert den Text auf plattdeutsch um, passte ihn entsprechend an die Mundbewegungen der Marionetten an. „Geschrieben haben wir die Texte nach Gehör, das war einfacher zu lesen für die Schüler.“

Seit 2016 ist Seba-Eichert beim Lüneburgischen Landschaftsverband angestellt, der mit der Landesschulbehörde kooperiert. Auch in Lüchow-Dannenberg ist sie öfter unterwegs und arbeitet eng mit der Landkreismitarbeiterin Jenny Raeder, dem Plattdeutschbeauftragten Ernst-Hermann Albrecht und der Leiterin der Jeetzel-Oberschule Hilke Sonderhoff zusammen.

Seit beinahe 20 Jahren gibt es den sogenannten Schoolmasterdag, der durch die Landkreise wandert, um viele Menschen zu erreichen. „An diesem Tag werden alle eingeladen, die plattdeutsch unterrichten, verknüpft mit einem Fortbildungsteil für alle Ehren- und Hauptamtlichen. Es ist eine Veranstaltung, in welcher die jeweilige Kultur und die Sprache verknüpft werden sollen.“ Vor zwei Jahren fand dieser Tag in Lübeln statt. „Dort stand das Gorleben Archiv im Mittelpunkt.“ Aufgrund der Corona-Krise werde der Tag in diesem Jahr online stattfinden, wie die Referentin informiert.

Seit kurzem gibt es eine neue Broschüre, die einen kompakten Überblick über die Plattsnacker in Lüchow-Dannenberg und Uelzen liefert. Der Lüneburgische Landschaftsverband hat Informationen zu plattdeutschen Veranstaltungen und Aktivitäten in beiden Landkreisen zusammengestellt.

Inga Seba-Eichert ist durch und durch norddeutsch. Mit Herzblut engagiert sie sich für den Erhalt der plattdeutschen Sprache und demonstrierte im Rahmen einer Kreativwerkstatt, sowohl auf platt- als auch auf hochdeutsch, wie man einen Mund-Nasen-Schutz näht oder wie man Seife macht: „Es ist ein funktionierendes Miteinander.“

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