Wie vor 120 Jahren

Wendländsiche Handwerker sanieren Pfarrhaus in Dömitz

bv Dömitz. „Wenn alle Aufträge so wären wie dieser, wäre das Leben als Handwerker ein Traum“, freut sich Hans-Jörg Böde aus dem wendländischen Küsten. Der Tischlermeister, der sich auf Restaurierung spezialisiert hat, hatte im Kiebitz gelesen, dass die Fenster des kircheneigenen Pfarrhauses, gegenüber von der Johanneskirche am Slüterplatz gelegen, in einem erbärmlichen Zustand waren. Jedoch sollte nach Wunsch des Eigentümers, der evangelischen Kirchengemeinde Dömitz, das imposante Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts so originalgetreu wie möglich restauriert und gleichzeitig energetisch saniert werden. Böde erstellte ein Angebot. „Ich habe gar nicht damit gerechnet, den Job zu bekommen“, bekennt er. Doch es habe sich ausgezahlt, dass er Fortbildungen in Sachen Denkmalschutz und Restaurierung absolviert hätte. Er bekam den Auftrag. Gut für den leidenschaftlichen Handwerker: Zeit und Geld spielten „eine untergeordnete Rolle“, berichtet Böde – „was zählt, ist ein perfektes Ergebnis“.

Bödes Aufgabe: Die äußeren Fenster sollten saniert und gleichzeitig eine bessere Wärmedämmung durch neue Innenfenster beziehungsweise Vorsatzscheiben erreicht werden.

„Das war unglaublich viel, zum Teil filigranste Handarbeit“, berichtet Böde, der vergangene Woche die restaurierten Fenster einbauen konnte. Das Ergebnis nach anderthalb Jahren Arbeit kann sich mehr als sehen lassen: Harmonisch steht das attraktive Haus wieder so da wie vor 120 Jahren. Man erkennt die Patina, aber alles ist wieder so wie um 1900.

„Wir haben die Fensterflügel Zentimeter für Zentimeter überprüft. Morsches Holz wurde entfernt und ersetzt. Die alten Kittfalze, insgesamt 110 Meter, die die alten Fensterscheiben hielten, wurden ausgekratzt, das Glas entfernt. Die Eisensprossen wurden angeschliffen und grundiert. Die sichtbaren Ausbrüche im Holz wurden ausgeleimt, eine Luftspalte zwischen Flügel und Blendrahmen ausgeglichen. Alle 200 äußeren Fensterwinkel wurden demontiert, entlackt, instand gesetzt und entrostet, sämtliche Beschläge mit Rostschutz versehen und wie die Fenster endbehandelt.“

Das allein habe Monate gedauert. Jede Fensterscheibe wurde geprüft, einige konnten wiederverwendet werden. Ansonsten wurde defektes Glas gegen modernes, gezogenes Maschinenglas ausgetauscht: Dieses Material sei „ein guter Ersatz, es sorgt mit seiner welligen Oberfläche für einen lebendigen Lichteinfall“. Schließlich mussten die Drehflügel gang- und schließbar gemacht und vor Ort eingepasst werden. Die Flügelfalze wurden nachgehobelt, die Beschläge eingestellt und justiert.

Böde betont, dass dabei ganz genau auf jedes Detail geachtet wurde. „Ich musste auch zahlreiche Fensterwinkel nach altem Vorbild neu anfertigen lassen“, berichtet der Tischlermeister, der sich freut, dass er zwei weitere Firmen, die auf Restaurierung spezialisiert seien, mit ins Boot holen konnte: den Tischlerbetrieb Fritz Schulz aus Rebenstorf und Malermeister Schenk aus Lüchow.

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