Über viele Jahre: Nur ein Postkasten in Lüchow
us Lüchow. Als im Jahre 1859 der erste Briefkasten in Lüchow angebracht wurde, waren die Lüchower begeistert. Der Postmeister Wedemeyer brachte am Lohmanischen Haus am Markt, in dem sich die Königlich Hannoversche Postspedition befand, wo heute der Ratskeller und Nebengebäude beherbergt sind, einen gelben Holzbriefkasten mit einem gemalten schwarzen Posthorn als öffentlichen Briefkasten an.
Die Bevölkerung begrüßte diesen mit Freude, allerdings musste man mit jedem Brief oder jeder Postkarte zum Postamt gehen, um sich nach dem Porto zu erkundigen. Denn zu der damaligen Zeit gab es kein einheitliches Porto. Hannover und auch Preußen hatten im Jahre 1850 die Briefmarke eingeführt. Hatte man die erforderliche Briefmarke geholt, übergab man die Postsendung dem Beamten am Schalter, der diese mit einem runden Stempel versah. Nach Schluss der Schalterstunden war eine Aufgabe der Postsendungen nicht mehr möglich.Über zehn Jahre befand sich in Lüchow nur der eine Postkasten. Sicher benötigte man keinen weiteren, denn außer von den Behörden und Geschäften wurde wenig korrespondiert.
Die tägliche Bestellung der Postsendungen besorgte ein Briefträger, der auch den Paketdienst und Gelddienst übernahm. Auf dem Land erfolgte die Postzustellung nur wöchentlich an drei Tagen durch den Landbriefträger. Dieser war mit dem Fahrrad fast den ganzen Tag unterwegs, denn 12 Dörfer im Lemgow, ein anderer Weg ging von Lüchow nach Bergen, Clenze und Umgebung, das war schon eine Herausforderung bei Wind und Wetter. Eine Ergänzung der Landbestellung waren die Gaststuben der Brauer Brünger, Schultz und Hanell.Dort konnten die Postsachen für die Landbevölkerung an bestimmten Tagen abgegeben und nach dem Kirchgang am Sonntag abgeholt werden.
In den frühen Morgenstunden herrschte reger Verkehr am Posthaus, wenn die vollbesetzten Postkutschen nach Dannenberg und Gartow um 5 Uhr und nach Uelzen um 5.30 Uhr abfuhren. Die Postkutsche nach Salzwedel fuhr schon um 2 Uhr ab. Wenn die Postkutschen losfahren sollten, musste der Postillion das Posthorn blasen. Erst dann rumpelten die Kutschen über das holprige Kopfsteinpflaster, um die Post weiterzu verteilen.