Ameisenumsiedler mit großem Herz

Alfred Rabe kümmert sich um die bedrohten Tiere

bm Bockleben. Wer weiß schon, dass eine Million Waldameisen etwa sieben Kilogramm wiegen, oder dass diese Tiere seit über 200 Jahren unter Naturschutz stehen? Alfred Rabe weiß solche Dinge und noch viel mehr. Denn seit 2018 ist der Lachendorfer Ameisenschutzbeauftragter und Vorsitzender der Regionalgruppe Uelzen, zu welcher auch der Landkreis Lüchow-Dannenberg zählt. Sein Aufgabengebiet ist umfassend. Seit vier Jahren beschäftigt Rabe sich mit dem Thema Ameisen. „Und ich lerne stetig hinzu.“ Mit in die Hüfte gestemmten Armen, den Blick nach unten, läuft er über den Friedhof in Bockleben. „Hier habe ich im Frühjahr Nester umgesiedelt, weil es zu viele Ameisen auf dem Friedhofsgelände und eines direkt an der Kapelle gab.“ Das Umsiedeln von Nestern zählt zu seinen wesentlichen Aufgaben. „Allerdings bedarf es dafür einer Extra-Ausbildung zum Ameisenheger. Auch das Lernen der Artenbestimmung gehört dazu.“ In Bockleben beispielsweise lebt die Hügel bauende Waldameise. „Die ist besonders geschützt. Sie bilden Staaten und leben in einer Gemeinschaft, für die eine umfangreiche Arbeitsteilung kennzeichnend ist.“

Waldameisennester habeneinen überirdischen Kuppelbau über einem unterirdischen Nestbereich. „Die Nester sind vorwiegend an warmen Standorten, vor alleman Waldrändern und in lichten Beständen.“ In der Nähe der Bocklebener Kapelle schien es den Tierchen besonders geeignet, was dann aber zu Unmut unter den Besuchern führte. Da kam dann Rabe ins Spiel, der mit einer blauen Tonne und einer Schaufel bewaffnet die Nester umgesiedelt hat. „Die beste Zeit dafür ist im Mai und Juni, weil dann die Ameisenkönigin an die Oberfläche kommt. Im Winter verfällt sie in eine Froststarre, aus welcher sie mithilfe der Arbeiterinnen wieder erwacht.“ Denn im Frühjahr werden die Ameisen wieder aktiv, wenn die Sonne den Boden langsam erwärmt. „Sie bilden zunächst große Sonnungstrauben und wärmen ihre Körper auf. Mitihren aufgeheizten Körpern tragen sie die Wärme in das Nest.“

Während des Umsiedelungsprozesses trägt Rabe nach und nach den losen Sand drum herum ab und versucht, den Baumstrunk ebenfalls mitzunehmen. Denn dieser bildet häufig den Kern des Nestes.

In Bockleben gab es insgesamt vier Nester, die der Heger alle in den Wald nach Lanze umgesiedelt hat. „Für mich persönlich ist es besonders wichtig, die Tiere dort anzusiedeln, wo sie nützen und wo ihnen durch eventuelle Baumaßnahmen nichts mehr passiert. Das sind in der Regel große Waldgebiete.“ Auf Luftbildaufnahmen könne man zudem sehr gut sehen, in welchen Waldgebieten Ameisen sind. „Dort ist der Wald grüner und artenreicher.“ Denn Ameisen dienen als wichtige Nahrungsquelle, „sie verbreiten die Samen von einheimischen Waldpflanzen und erbeuten täglich Insekten, darunter auch Schädlinge“, informiert der einstige Förster. Die Arbeiterinnen werden zwischen fünf und sieben Jahre und eine Königin kann bis zu 27 Jahre alt werden. In das neue Nest lockt Rabe die Ameisen mit Zucker, welchen er um das neue Revier streut. „Manchmal klappt das nicht, dann ziehen die Ameisen trotzdem woanders hin. Das hängt auch mit den Lichtverhältnissen zusammen.“ Am Rand der Kapelle in Bockleben sind außerdem viele kleine Kuhlen zu sehen. „Die sind vom Ameisenlöwen. Die Ameisen fallen da hinein, kommen nicht mehr heraus und so erbeutet er sie.“ Trotz seiner Hingabe für die Ameisen bittet er den Friedhofsgärtner, dort nichtzu haken. „Das ist die Natur.“

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