Auf dem Weg zum „Skywalk“

Kaltenhof: Eisenbahn-Elbbrücke bekommt neue Bestimmung

bv Dannenberg. In diesem Jahr wird sie 150 Jahre alt: die Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz. Sie gehörte einst zu den längsten Strombrücken Deutschlands. Bekanntlich wird zurzeit aus den Überresten ein „Skywalk“ über die Elbtalaue konstruiert – als ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.

Der Direktor der Samtgemeinde Elbtalaue, Jürgen Meyer, kennt die Dömitzer Eisenbahnbrücke, seit er ein Kind ist. Dem NDR verriet Meyer vor Kurzem: „Diese Brücke steht für vieles: Denkmalpflege, Zweiter Weltkrieg, Teilung Deutschlands und außerdem ist sie jetzt neu mittendrin gelegen im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue.“ Bis kurz vor Kriegsende, bis zum Frühjahr 1945, überquerten Züge an jener Stelle den Fluss. Nach einem schweren Luftangriff konnte die Brücke nicht mehr für den Bahnverkehr genutzt werden. In den anschließenden Jahren der deutschen Teilung verhinderte der Kalte Krieg einen Wiederaufbau – bis heute.

Kleiner historischer Exkurs: Als Teil der Trasse zwischen Berlin und der Nordsee wurde die Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Dömitz 1873 eingeweiht. Wegen ihrer strategischen Bedeutung erhielt sie Schutzanlagen, die an eine Festung erinnern. Am Ende des Zweiten Weltkriegs, am 20. April 1945, wurde die Brücke bei einem Luftangriff zerstört. Jahrzehntelang war die Ruine an der innerdeutschen Grenze ein Erinnerungsort, gleich mehrfach drohte der Abriss. Im Jahr 1978 wurden wegen Einsturzgefahr und Behinderung des Sichtfeldes für die Grenzer die verbliebenen drei Strombrücken und deren Pfeiler abgerissen. 1988 folgte der östliche Abschnitt mit der Drehbrücke und den zugehörigen Vorlandbrücken. Heute existieren noch die 16 westlichen Vorlandbrücken mit dem zugehörigen Brückenkopf; sie stehen unter Denkmalschutz.

Seit einigen Jahren werden die Reste der Dömitzer Eisenbahnbrücke, die der holländische Investor Dr. Toni Bienemann im Jahr 2009 ersteigerte, aufwendig restauriert. Sie sollen bis zum Sommer 2023 für Besucher des Biosphärenreservats Elbtalaue begehbar sein und als Skywalk in die Mitte der Elbe führen. Nach genau 542,4 Metern endet die Elbbrücke heute im Nichts.

Und das prägt auch die zukünftige Nutzung. Auf der einen Seite sei die Brücke ein Mahnmal, betont SG-Bürgermeister Jürgen Meyer. Gleichzeitig denkt Meyer aber auch in die Zukunft. „Wie kann ich diesen Naturraum erleben, ohne dass ich das Gebiet betrete?“, fragte Meyer im NDR-Beitrag. Dort berichtet auch der verantwortliche Architekt Ralf Pohlmann, was geplant ist: „In der Mitte der Brücke werden wir einen 2,50 Meter breiten Gehsteig aufsetzen – gleichsam schwebend über dem historischen Bestand.“

So erkennen auch die Besucher, was alt und was neu ist. Der künftige Steg soll aus Stahl errichtet werden, ebenso wie die Brücke selbst, erläutert Pohlmann. Der Steg sei nach unten geschlossen und „nur in den Aufweitungen, die in der Mitte eines jeden Bogens vorgesehen sind, offen“, erläutert Pohlmann: „Dort wird eine Transparenz nach unten hergestellt, über Gitterroste, sodass man wirklich auch sehr viel sehen kann von dem historischen Teil der Brücke.“

Ein Problem ist der Zahn der Zeit, der an den 16 verbliebenen Brückenpfeilern genagt hat: „Die Pfeiler, die aus Naturstein gemauert wurden, instand zu setzen, ist eine der großen Maßnahmen.“ Sie sind 150 Jahre alt. Deswegen haben die Pfeiler gelitten, erläutert Pohlmann: „In den vergangenen 70, 80 Jahren sind die Pfeiler in keiner Weise gepflegt worden. Durch die nicht beweglichen stählernen Aufbauten haben sich Risse gebildet. Und in diesen Rissen haben sich Pflanzen angesiedelt, unter anderem Birken, die mit sehr, sehr großen Wurzeln mittlerweile in diese Brückenpfeiler eingedrungen sind.“

Bis Juni sollen sämtliche Arbeiten des ersten Bauabschnitts fertig sein. Im August, so Jürgen Meyer, wird die umgestaltete Brücke mit viel Prominenz eröffnet. Geplant ist der 25. August. „Aufgrund der Bedeutung dieses Baudenkmals haben wir sogar den Bundespräsidenten eingeladen“, verrät Meyer abschließend.

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