Ein Dorf räumt seine Dachböden auf

Flohmarkt in der Kultkneipe: Wetter, Stimmung, Warenmix – wenn alles passt

bv Groß Heide. Vor der Gaststätte „Schulz“ sieht es aus wie zu besten KLP-Zeiten: Autoschlangen links und rechts, ein Troß von Fahrradfahrern schlängelt sich hindurch. Wenn Groß Heide ruft, strömen die Gäste. In diesem Fall war es eine konzertierte Aktion: „Ein Dorf räumt seine Dachböden auf“, so war es versprochen. Im Saal der altehrwürdigen Kultkneipe Elfriede, inzwischen von Eneklin Sabine Schulz bewirtschaftet, drängen sich Besucherinnen und Besucher.

Am Stand von Diete Hansl-Röntgen: Horst Rieck, bekannter Stern-Redakteur und Mit-Autor von „Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Beide lachen. Ein Missverständnis: Rieck dachte, er könne einige Preziosen bei Hans-Röntgen dazustellen – aber so einfach ist das nicht. „Nicht schlimm“, heißt es. Diete Hans-Röntgen ist als Verkäuferin nicht zum ersten Mal in der Kneipe und bietet dort Wertvolles an. „Ich habe schon mal einen Edel-Flohmarkt veranstaltet. Dies sind jetzt meine letzten Schätze“, seufzt die Unternehmerin im Ruhestand. Ihr wertvollstes Stück ist ein Silberservice. „Ich habe aber auch viel von der Kleiderstange abverkauft.“ Kein Wunder, lassen sich dort durchaus Designer-Schnäppchen machen, wie Besucherinnen begeistert feststellen. Enttäuscht hingegen ist Flohmarkt-Profi Mike Kehler. Er war schon vor Öffnung da. „Für mich ist hier nix dabei“, seufzt er und fährt weiter, nach Schnega.

Frage an ein bekanntes Gesicht: Warum sind Sie hier? „Neugier, Kauflust, und die Lust, Leute wieder zu treffen“, berichtet Jazz-Sängerin und Vokalartistin Gabriele Hasler, die früher in Groß Heide lebte. Zur Zeit baut sie ein Haus auf der anderen Elbseite. Bis das fertig ist, wohnt sie bei Freunden – in Groß Heide. „Ich finde es toll, was das Dorf auf die Beine gestellt hat“.

„Vormittags war die Hölle los, aber auch am Nachmittag ging einiges“, freut sich auch Verkäuferin Frauke Bülau. Für sie hat es sich gelohnt. Daniela Wehrend ist auch zufrieden. Sie hat allerdings einen ganzen Karton mit Apothekergefässen übrig. „Die sind von meinem Mann, der ist Apotheker und hat aufgeräumt. Letztes Mal waren die der Renner. Diesmal nicht.“

Etwas ganz Besonderes hat Ludwig Rehe im Angebot – einen Kunstdruck von Sandra Chevrier aus Kanada. „Ein aufstrebender Stern am Kunsthimmel“, weiß Rehe – eine zeitgenössische kanadische Künstlerin, die für ihre collagierten Frauenporträts bekannt ist. Der Druck, limitiert auf 400 Exemplare, wird schon bis 1400 Euro gehandelt. Rehe möchte 800 Euro haben, Verhandlungsbasis – aber in Groß Heide findet sich dafür kein Käufer. „Dann kann ich ihn behalten“, freut sich Rehe.

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