„Es geht um Bewegung“

Umfassende Werkschau von Monika Müller-Klug

bv Lenzen/Elbe. Die Ausstellung, eine umfassende Werkschau über mehr als 50 Jahre ihres künstlerischen Schaffens, ist ein Geburtstageschenk ihres Mannes, dem Bildhauer Klaus Müller-Klug: Am Sonntag wurde die Malerin und Bildhauerin Monika Müller-Klug 85 Jahre alt. Ohne sich anzubiedern, könnte man sie – ihren Mann auch – für viele Jahrzehnte jünger halten. Im Kopf sind beide jung und beweglich geblieben, es ist ein reiner Genuss, sich mit dem Künstlerehepaar auszutauschen.

Kein Wunder, dass die Vernissage in Lenzen in der vor Kurzem erst gegründeten Galerie Seetor.art aus allen Nähten platzt – sowohl aus dem Wendland als auch aus der Griesen Gegend sind Besucherinnen und Besucher gekommen. „Man hört fast das Knarzen sich bewegender Zahnräder. Monika Müller-Klugs Holz-Skulpturen zeichnen sich durch eine interessante Mechanik aus: „Scharniere, Rollen, Räder, Torsionen, Wellenformen – die Enkelin eines Müllers hat sichtlich Spaß daran, mit der Familientradition zu spielen“, hieß es in einer Beschreibung über die gebürtige Bremerin, die nach dem dem Studium zunächst als Lehrerin arbeitete. 1965 zog sie zusammen mit ihrem Mann, dem Bildhauer Klaus Müller-Klug, nach Westberlin. Gemeinsam schufen sie erste Skulpturen, beide waren Mitglieder der „Gruppe Plastik 71“. Es war ein stetes „Ringen nach Kompromissen“, bekennt Klaus Müller-Klug. Die Ergebnisse: spektakulär, aber eben eine Mischung aus zwei Intellekten. Anfang der 1970er-Jahre entschlossen sie sich, ins Wendland zu ziehen, mit der ersten Künstlerwelle, die aus Berlin in das Kreisgebiet schwappte. Müller-Klugs kauften das alte Pfarrhaus in Damnatz, wo sie heute den Skulpturenpark samt Galerie unterhalten. „Monika ist sehr flexibel“, berichtet ihr Mann. „Als wir zusammen arbeiteten, zu Beginn unserer Karriere, hat sie oft ungewöhnliche Vorschläge gemacht, wie es weiter gehen könnte mit der Skulptur, während ich viel statischer dachte. Das war für mich eine Bereicherung, aber auch für sie. Wir haben uns wunderbar ergänzt. Die Zusammenarbeit ist befruchtend – aber sie ist auch einengend. Man muss immer Kompromisse finden. Nach fünf Jahren gab es dann diesen Punkt in unserer Zusammenarbeit, da habe ich ihr gesagt: Ab jetzt arbeitet jeder für sich“, erinnert sich Klaus Müller-Klug. „Da war sie tief gekränkt. Im Nachhinein hat es sich als richtig erwiesen. Sonst wäre sie nicht die Künstlerin, die sie heute ist.“

Ihr Œuvre umfasst aber wesentlich mehr als nur ihre faszinierenden Holzskulpturen: Anhand der in Lenzen gezeigten,unbedingt sehenswerten Arbeiten – Bronzen, Zeichnungen und Plastiken – lassen sich die verschiedenen Arbeitsphasen in ihrem Leben gut nachzeichnen. In der Ausstellung sind Werke aus folgenden Epochen zu sehen: In Zusammenarbeit mit Klaus Müller-Klug entstanden serielle Skulpturengruppen mit Bewegungsabläufen (Dickhäuter, Hieronymus, Zwillinge). Nach dem Umzug ins Wendland entstehen selbstständige Arbeiten – weibliche Symbole (Frau mit Schwert, Mit Tanzbein, Macchina I und V, Mit Rad im Kopf), Torsionen (Ahab, Trompete von Jericho), Kästen (Rot verstecken, Aufrechter mit Wunde), Arbeiten mit beweglichen Element (Winkerkrebs, Hide your heart) sowie Modelle und Zeichnungen für Pflanzobjekte, die im Skulpturengarten realisiert wurden. „Insgesamt dreht es sich immer um Bewegung – abgesehen von den frühen Frauentorsi“, erklärt die Künstlerin. „Es geht um fiktive Bewegung in der Vorstellung des Betrachters. Und bei den Arbeiten mit beweglichen Teilenes geht um Veränderung durch den Betrachter selbst.“

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