Es ist zu heiß – und viel zu trocken

Neues Normal? Auch das Wendland leidet unter der Jahrhundertdürre

bv Lüchow-Dannenberg. In der Nacht zu Dienstag regnet es. Endlich. Für Montag war wieder einmal eine Hitzewarnung ausgegeben worden. Am heutigen Mittwoch werden schon wieder 33 °C erwartet. Auf dem Weg durchs Wendland begegnen einem braune Wiesen, vertrocknete Äcker, an anderer Stelle verdorrte, kaum einen Meter hohe Maispflanzen. Die Laubbäume in der Göhrde rollen ihre Blätter ein. Seit Monaten ist es zu trocken. Die Dürre hat beängstigende Ausmaße erreicht. Aber wir alle, glaubt man den Klimaforschern, müssen uns im Rahmen der Klimaveränderung auf die sommerliche Dürre als das „neue Normal“ einstellen.

Anderswo ist es nicht besser. Aus dem Mittelrhein beispielsweise ragen fußballfeldgroße Inseln. Der Wasserstand: teilweise so niedrig, dass man durchwaten kann. Um die Elbe ist es zurzeit noch etwas besser bestellt: Das Ufer zwischen Wussegel und Hitzacker war am Sonntag gesäumt mit kleinen Gruppen, die an den Sandstränden der Buhnen den Sommer genossen. Die Sandbank bei Wussegel liegt noch unter Wasser. Aber man fühlte es bereits: Die Elbe ist zu warm. Am Montag Mittag betrug die Wassertemperatur bei Schnackenburg 25 °C – erschreckend hoch. Im Ausland ein ähnliches Bild. England hat doppelt Pech: Flüsse vertrocknen, Ernten fallen aus, es herrschen Hitze und – ganz offiziell – Dürre, das hat die für extreme Hitzewellen zuständige National Drought Group am Freitag verkündet. „Verschärft wird das Problem durch eine extrem marode Wasserwirtschaft“, konstatiert die „Zeit“. Das Land ist so ausgetrocknet, dass es selbst vom Satelliten aus zu erkennen ist. Wasserreservoirs sind auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Messungen vor 30 Jahren.

Der Deutsche Wetterdienst meldet, dass seit Mai 2022 eine deutlich zu trockene Witterung in Verbindung mit überdurchschnittlichen Temperaturen und Sonnenstunden die Böden stark austrocknen ließ. Dabei nahm die Bodenfeuchte in Deutschland einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018. Folglich verursachte die Trockenheit auch wieder zunehmende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, wenngleich diese bisher noch nicht ganz so gravierend wie 2018 sind. Die kurze, aber extreme Hitze im Juni führte besonders bei Winterweizen zu Schädigungen. Hitze und Trockenheit bewirkten eine deutlich verfrühte sogenannte Notreife. Ab Juli hatte die zunehmende Trockenheit zwar kaum noch Auswirkungen auf Getreide, dafür umso mehr auf Mais und Zuckerrüben, deren Wasserbedarf im Laufe des Sommers deutlich ansteigt. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer sichtbarer.

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