Zwischen den Jahren: Eine Geschichte von Undine Stiwich
lk Lüchow-Dannenberg. Die Zeit zwischen den Jahren nennt man im deutschsprachigen Raum die Rauhnächte – oder auch Rauchnächte. Die Rauhnächte galten als gefährlich und geheimnisvoll. Die wilden Nächte, die zwischen Weihnachten und Neujahr stattfanden, zeigten, so meinte man früher, das Unheimliche oder Unerklärliches.
Überliefert ist, dass man im Wendland daran glaubte, dass, wer bei Sturm in diesen Nächten vor die Tür ging, vom Helljäger gepackt und in die Luft gezogen würde, dass man an seiner wilden Jagd teilnehmen müsse. Der Helljäger tobte, so die Annahme, auf einem weißen Pferd, umgeben von seinen Hunden, durch die Lüfte. Wenn die Türen offen standen, stürmte er hinein und ließ einen schwarzen Hund zurück, den man nicht wieder loswurde.
Auch wenn der Heilige Abend am 24. Dezember zu Weihnachten gehört, beginnen die Rauhnächte erst am 25. Dezember und enden am 31. Dezember. Zu Beginn der Rauhnächte wurden einst die vorab gereinigten Häuser und Ställe mit Weihrauch ausgeräuchert oder besprengt. Das sollte Dämonen davon abhalten, sich einzunisten. Danach durften die Türen nicht mehr geöffnet werden. Es gibt Gebote zu dieser Zeit: Es sollte keine Wäsche gewaschen werden, denn sonst kommt Unglück oder auch der Tod ins Haus. Schulden sollten beglichen sein, sonst wird man immer wieder damit zu kämpfen haben. Ausgeliehene Gegenstände mussten zurückgegeben werden. Unerledigtes sollte erledigt werden. Man sollte keine Verwünschungen aussprechen – sie könnten in Erfüllung gehen, denn dann stand man mit dem Teufel im Bunde und dieser könnte denjenigen für seine Zwecke missbrauchen. Dagegen könnte man nichts tun.
Auch sollte man während der Rauhnächte auf gute und böse Vorzeichen achten: Wenn sich eine Eule oder ein Käuzchen auf das Haus setzte und das „Kiewitt“ rief, bedeutete es Tod. Auch wenn eine schwarze Katze jemandem über den Weg lief, konnte der Tod vor der Schwelle stehen. Ein streunender Hund, der vor der Haustür bellte, sollte nicht hineingelassen werden. Wenn doch, wären Streit und Zank im Hause angesagt. Als Abwehr gegen diese üblen Vorzeichen habe ein kirchlicher Spruch helfen sollen. Amulette brachten und bringen den Menschen Sicherheit vor allem Ungemach, so glaubt man auch heute noch. Oft waren es Tierzähne, die man an einem Band um den Hals trug. Sträuße aus Kräutern legte man unter das Kopfkissen und hängte diese auch in die Ställe. Ein Geschenk eines geliebten Menschen, wie ein Ring oder eine Kette, habe Wunder bewirken, vor Krankheiten schützen und gegen Dämonen wirken sollen. Einige Bräuche sind auch heute noch erhalten, doch vieles ist vergessen worden.