Keine ruhige Jahreszeit

Storchenbeauftragte hat alle Hände voll zu tun

bv Lüchow-Dannenberg. Unbezahlt, aber unbezahlbar – so lässt sich die Arbeit der ehrenamtlich Tätigen beschreiben, die sich für den Schutz des Weißstorches engagieren. Ihre Aufgaben: vielseitig – sie dokumentieren das Brutgeschehen und die Bestandsentwicklung, gemeinsam mit storchenbegeisterten Menschen direkt am Storchenhorst. Sie leiten die Daten an die Staatliche Vogelschutzwarte in Hannover weiter. Sie beringen Störche und lesen Ringnummern ab, um sie an die Beringungszentrale weiterzuleiten.

Sie sind Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Weißstorch. Und: sie unterstützen Grundstückseigen­tümer bei Neubau und der Erhaltung von Storchenhorsten.

„Letzteres ist viel aufwändiger, als man vermuten könnte“, berichtet Kreis-Storchenbeauftragte Antje Fäseke, die momentan richtig viel zu tun hat. „Man glaubt, es sei die ruhige Jahreszeit – das Gegenteil ist der Fall“, lacht die engagierte Ruheständlerin.

Beispiel: Ich sitze am Küchentisch, wollte nur etwas essen. Aber nach zwei Stunden kenne ich die Konstella­tion der örtlichen Feuerwehren – kenne drei Ortsbrandmeister und zwei Drehleitern, die ich zu fünf Einsatzorten fahren möchte. Ich durch­spiele Szenarien: An welcher Baustelle komme ich mit wie viel Einsatz wie weit?“

Beispiel Laase, Pferdewiese. Fäseke: „Zwei Meter hoch ist der Horst, ein Turmfalke wohnt auch noch mit drin. Das Nest muss reduziert werden, es bietet zu viel Windangriffsfläche. Zusammen mit meiner Storchenspionin Steffi Dreyer sind wir dort schon im dritten Jahr der Planung. Zur Sanierung brauche sie alle: Den Eigentümer der Wiese. Den Ortsbrandmeister. Die Drehleiter. Wir haben ja nur drei davon im Landkreis. Wer aber darf entscheiden, ob wir die Drehleiter dafür einsetzen dürfen? So etwas kostet ja auch. Irgendwann ist es soweit: Alles passt. Man steht oben, guckt ins Nest und rakt den Belag runter – das ist die schönste Arbeit. Im Nachgang muss der Müll entsorgt werden. Dann die Frage: Ist das alles stabil genug? Oder muss eine neue Nistunterlage, ein neuer Nistaufbau beschafft werden? Das alles kommt nur in Frage auf Horsten, die bisher durchgehend bebrütet wurden. Wer einen neuen Horst anlegen will, muss erstmal selber initiativ werden.“

Momentan, so berichtet Fäseke, muss „der Kriwitzer Horst saniert werden, in Bülitz hängt Nistmaterial runter, die Unterlage sieht aber stabil aus. Breese im Bruche und Beutow sind mir auch noch im Sinn. Ich kann aber nicht zu viele Baustellen zeitgleich beginnen.“

Fast täglich bekomme sie Anrufe, führe Gespräche und biete Beratungen zum Thema Storchenhorst. „Bei meinen ersten Touren liegt das Hauptaugenmerk bei der Verkehrssicherheit der Horste. Die habe ich hinter mir – Storche waren noch nicht zu sehen. Nur Nilgänse auf dem Dannenberger Penny-Nest und an der Jamelner Mühle. In Nienwedel ist der Horst im abgestorbenen, niedrigen Apfelbaum umgefallen. Dort muss – laut Gesetzestext – die Brutstätte wieder hergerichtet werden. Außerdem muss dort noch ein Schornstein und ein Dach von neu gebauten, aber nicht bebrüteten Nestern geräumt werden. In Luckau neigt sich der Mast – dort muss Nistmaterial reduziert und abgespannt werden. Kriwitz habe ich schon drei Mal mit Begehungen besucht – alle Beteiligten sind sich einig, wir arbeiten an einem Termin. Genau wie in Laase, das in den Bereich der Dannenberger Feuerwehr fällt.“ Eigentlich sei diese Zeit „viel aufwändiger für mich, als die Saison mit den Störchen – vermutlich, weil die Baustellen-Koordinierung jedesmal anders und ungewohnt ist“, bilanziert die fleißige Storchenmutter.

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