Künstlerinnen gestalten kritische Themenschau

„Endlich Frühling“

rs Dannenberg. Begrifflichkeiten können sich inhaltlich bei veränderten äußeren Bedingungen wandeln. Dies gilt auch bei dem Ausstellungstitel „Endlich Frühling“, der zunächst einfach und klar daherkommt: Das Ende der kalten Jahreszeit ist da, die Natur bricht auf. Dies gilt für die Gemeinschaftsschau von Ricarda Black Martin, Sophia Bornhagen, Kerstin Rüter und Tanja Zeps, vier Künstlerinnen der wendländischen Künstlergruppe rosa garage, zwar auch. Aber der Titel greift vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine viel weiter. Er spiegelt die Sehnsucht der Ausstellerinnen nach Unbeschwertheit wider, nach einem positiven Signal in von Krisen überschatteten Zeiten. Dies machten die Künstlerinnen bei der Eröffnung der Schau im Dannenberger Waldemarturm, mit der die Museums- und Kunstsaison im Turm insgesamt eingeläutet wurde, jüngst deutlich. Als man durch Undine Stiwich das Angebot bekam, dort auszustellen, sei der Titel schnell gefunden gewesen. Es herrschte Vorfreude auf eine bessere Zeit. Etliche der gezeigten Werke sind vor der Zäsur im Februar entstanden. Teilweise bekommen sie durch die jüngsten Ereignisse ein neues, viel schwereres Gewicht. „Der 24. Februar hat uns als Künstlergruppe offenbar kurzfristig in eine innere Eremitage versetzt.“ Der pandemiebedingt durcheinander geratene Rhythmus sei nun vollends dahin gewesen. Ricarda Black Martin beschreibt es so: „Der Schatten des Krieges legt sich über alles. Künstler haben die Existenz dieser Verrohung von Menschen in jeder Epoche zum Anlass ihrer Werke genommen. Sie versuchten zu erfassen, was unbegreiflich ist. Als mitten in Europa wieder ein Krieg begann, erlaubten sich Hunderte Krokusse im Garten zu blühen, die Sonne schien ­–­­ einfach so. In meinen Kopf fraß sich trotzig der 1942 von Schalom Ben-Chorin verfasste Text: ,Freunde, dass der Mandelzweig wieder Blüten treibt, ist das nicht ein Fingerzeig, dass die Liebe bleibt? Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit, achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit. Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht. Doch des Lebens Blütenzweig leicht im Winde weht.‘“ Also malte sie den Mandelbaum. Sie musste es tun. Die Schau, die Zeichnungen, Malereien, Texte und Objekte enthält, ist noch bis zum 11. Mai im Waldemarturm von Donnerstag bis Sonntag und an den Feiertagen von 12 bis 17 Uhr zu sehen.

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