Magischer Wassermann

Neues Stück im einzigen Marionettentheater im Norddeutschland

bv Dannenberg. „Dieses Theater ist ein echtes Kleinod“, bemerkte Dannenbergs Bürgermeister Kurt Behning am Freitagabend nach der Premiere des neuesten Stückes auf der kleinsten Bühne Norddeutschlands, dem Dannenberger Marionettentheater. Gespielt wurde „Der kleine Wassermann“ unter der Regie von Henning Karge, je nach Zählart – es gibt zwei Versionen von „Lena“, einmal „im Sommer“, einmal „im Winter“ – das 14. oder 15. Werk. „Diese Bühne ist nicht nur ein Kleinod, sie ist inzwischen auch das einzige Marionettentheater Norddeutschlands“, ergänzte Bernard Fathmann vom Förderverein. Hamburg, Hannover, Oldenburg? Fehlanzeige. In Lübeck gab es bis vor Kurzem noch eines, welches inzwischen als Puppenbühne firmiert, nicht mehr als reines Schnürfigurentheater. Entsprechend erstaunlich ist der Einzugsbereich der Dannenberger Bühne, der weite Teile des norddeutschen Raums umfasst: Besucher wurden aus Bremen, Oldenburg, Cuxhaven, Hamburg, Göttingen, Schwerin und Magdeburg registriert.

Zur Premiere des Wassermanns war natürlich auch Dagmar Hagel erschienen: Die in Harlingen lebende Ergotherapeutin baut die Puppen für alle Stücke – seit 30 Jahren. Erstmals hatte sie auch das genial konstruierte, bezaubernd detaillierte Bühnenbild gestaltet. Vorhang um Vorhang hebt sich, und wir treten von außen immer tiefer ein in die Welt des Mühlenweihers, wo der kleine Wassermann mit seiner Familie lebt. Sobald er groß genug ist, stürzt er sich in Abenteuer. Das reicht von der albtraum­artigen Begegnung mit dem Neunauge bis zum Schabernack, den er einem Angler spielt – und so das Leben einiger Teichbewohner rettet. Nur die Szene, wo der Vater den kleinen Wassermann mit an die Oberfläche nimmt, um im Vollmond Flöte zu spielen, musste gestrichen werden: „Das wäre technisch zu aufwendig geworden“, verrät Karge.

„Mit 19 habe ich die erste Marionette gebaut. Da merkt man, dass man älter wird“, lachte die 59-jährige Dagmar Hagel, die in Lüneburg eine Praxis betreibt. Sie baute übrigens bis vor Kurzem noch Puppen für den Urvater des Dannenberger Marionettentheaters, Pastor Michael ­Sänger, der nach Lingen ging und dort ein neues Mario­nettentheater ins Leben rief.

Einen hob Bernard Fathmann, der selbst einige Stücke für die kleine Bühne geschrieben hat, in seiner Begrüßungsrede besonders hervor: Gerhard Reeck, dem nicht nur die technische Leitung obliegt, sondern auch Lichtgestaltung, Bühnenbau, Requisiten und die Marionettenschnürung. Aber natürlich ist die Leistung, ein so charmantes und vielgestaltiges Theaterstück in 80 Minuten auch technisch erfolgreich über die kleine Bühne zu bringen, nur im Ensemble möglich. Deren Spieler, wie die 84-jährige Hanna Bellahn, wiederum Erfahrung brauchen: Das Führen der Figuren an den langen Fäden wird mit dem Spielen eines Musikinstruments verglichen, man kann es nicht von heute auf morgen erlernen. Das ehrenamtliche Team hat mit dem „kleinen Wassermann“ erneut ein – nicht nur – für Kinder geradezu magisches Stück ins Programm genommen, welches unter der liebevollen Regie von Henning Karge keinen Vergleich mit den Aufführungen der drei professionellen Bühnen Deutschlands, darunter die Augsburger Puppenkiste, zu scheuen braucht.

Karten für die erste Vorstellung am 1. Juli ab 16 Uhr ­unter (01 51) 143 300 56).

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