„Nadia“ fällte große Pappel

Anwohner fühlt sich von städtischen Bäumen gefährdet

bv Hitzacker. Mit Pappeln ist das so eine Sache. Sie wachsen schnell, weshalb sie nach dem Krieg gerne gepflanzt wurden. Im Alter aber werden sie zu Wackelkandidaten, werden unsicher und brüchig. Sie wurzeln flach und haben riesige belaubte Kronen, was sie wegen der großen Windangriffsfläche schnell zu Sturm­opfern macht. Das Holz wiederum wird nach dem Fällen steinhart, war deswegen einst ein begehrter Baustoff. „Meine Großeltern erzählten, dass der Nachbar vor 70 Jahren Pappeln gepflanzt hatte, um sie zu seiner Pensio­nierung verkaufen zu können er wollte Streichhölzer daraus machen lassen“, berichtet Olaf Gramkow aus Hitzacker, „für eine schöne Zusatzrente“. Wer aber konnte damals ahnen, dass Feuerzeuge so billig werden, dass die Streichholzproduktion nicht mehr lohnt?

Die Werkstatt von Metallgestalter Gramkow liegt idyllisch am Bahnhofsweg, umrahmt von Biotopen. Die Teichlandschaft auf seinem weitläufigen Grundstück hatten die Großeltern einst angelegt, Fischreiher und Eisvogel sind allabendliche Gäste. Direkt neben Gramkows Teichen befindet sich eine Wiese in Stadtbesitz. Darauf stehen große alte Pappeln, die einst einen Fußweg säumten, der heute nicht mehr genutzt wird. Einige der Pappeln hatte die Stadt bereits fällen lassen, nachdem gutachterlich festgestellt worden war, dass ihre Standsicherheit nicht mehr gegeben war. Ein Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde war vor der Fällung bei einem Ortstermin zugegen. „Er versicherte mir mündlich, dass die Standfestigkeit der verbleibenden städtischen Pappeln gut ist“, erinnert sich Gramkow.

Auf eine mündliche Zusage aber kann sich niemand berufen vor wenigen Tagen stürzte eine der für standfest befundenen Pappeln um direkt auf die Grundstücksgrenze.

Die Zuständigen kommen der Verkehrssicherungspflicht nicht nach, beklagt sich Gramkow. „Seit fast zwei Jahren hält man uns hin. Beim Sturmtief Nadia ist es passiert. Die Pappel war noch nicht mal belaubt, bot weniger Windangriffsfläche als im Sommer. Ich fürchte, dass dieses Schicksal den anderen Pappeln auch droht jederzeit“.

Bei der Samtgemeinde Elbtalaue (SG) zeigt man sich bemüht: „Wenn der Sturm jetzt Tatsachen geschaffen hat, werden wir die restlichen Bäume erneut begutachten lassen und handeln“, verspricht Jens Hesebeck, Leiter des zuständigen SG-Fachbereichs. Das Problem: Die mächtigen Bäume „sind im Bebauungsplan festgeschrieben mit einem Erhaltungsgebot“, erklärt Hesebeck. Die Wiese ist besonders geschützt, fürs Baumfällen gelten strenge Regeln.

„Wir haben das Areal schon vor 18 Monaten begutachten lassen und verkehrssicherungspflichtige Arbeiten durchgeführt. Diese Arbeiten haben wir uns vom Landkreis genehmigen lassen“, betont ein SG-Mitarbeiter zum Stand der Dinge. Auch er erinnert sich, dass der Vertreter der Kreisverwaltung uns damals vor Ort versicherte, dass an der Standsicherheit der übrigen Pappeln nicht zu rütteln ist. Wenn es jetzt eine veränderte Lage gibt, reagieren wir kurzfristig. Hesebeck ergänzt: „Wir werden diese Bäume nach entsprechender Genehmigung runternehmen.“ Denn laut Gesetz haben Grundeigentümer trotz Biotopschutz die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.

Eine weitere gewaltige Pappel stand direkt auf Gramkows westlicher Grundstücksgrenze. Das dortige Biotop und somit auch der Baum gehören einem Buchholzer. Gramkow beauftragte den Baumsachverständigen Oliver Krull mit einem Gutachten. Der Garten- und Landschaftbauer kam zu dem eindeutigen Schluss, dass die 31 Meter hohe Hybridpappel nicht nur stark schräg stehe, sondern Fäulnis im Stammfuß aufweise, was sie zu einem hohen Sicherheitsrisiko bei Starkwind mache. Krull empfahl umgehendes Fällen zur Herstellung der Verkehrssicherungspflicht der Eigentümer kam der Auflage auf seine Kosten nach.

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