Gezielte Hilfe für die Helfer

Serie Feuerwehr: Einsatznachsorge-Team der Kreisfeuerwehr Lüchow-Dannenberg

bp Lüchow-Dannenberg. Anlässlich der Ereignisse der vergangenen zwei Wochen möchten wir mit diesem Artikel auf eine meist unbemerkte, aber immens wichtige Einheit der Kreisfeuerwehr aufmerksam machen: das Team der Einsatznachsorge rund um Pastor Bernd Paul aus Küsten. Diese Kameraden und Kameradinnen werden immer dann gerufen, wenn ein Einsatz deutliche Spuren auf der Seele der ehrenamtlichen Feuerwehrleute hinterlässt. Das hier ­dargestellte Szenario ist ein Beispiel: Der Autor hat es sich ausgedacht über echte Einsatzgeschehen berichtet das Team der Einsatznachsorge nicht.

Auf der Kreisstraße ist ein Auto von der Straße abgekommen. Wieso, weshalb, warum? Das ist nicht ersichtlich. Nur die Folgen sind unübersehbar: ein durch die Kollision mit einem Baum völlig deformierter Wagen. Zeugen des Unfalls wählen die 112. Und nur wenige Minuten später treffen Rettungsdienst und Feuerwehr ein und geben ihr Bestes für die beiden Insassen. Doch für den Fahrer kommt jede Hilfe zu spät. Die Beifahrerin wird mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Ausgang ungewiss.

Das ist eine Katastrophe. Für die Verunglückten, für ihre Angehörigen und Freunde bringt es unvorstellbares Leid mit sich. Notfallseelsorger kümmern sich um die engsten Angehörigen und stehen ­ihnen in den ersten Stunden zur Seite.

Doch nicht nur für sie stellt dieser Unfall eine große Belastung dar. Auch den Frauen und Männern der Feuerwehr geht dieser Einsatz nahe. Schließlich ist es ihre Aufgabe gewesen, an vorderster Front zu arbeiten. Sie haben mit der hydraulischen Rettungsschere den Wagen öffnen müssen, damit sich der Notarzt um die Verletzte kümmern kann und der Verstorbene geborgen werden kann. Dabei sind sie ganz nah dran. Sehen Bilder, die sie lieber nicht sehen würden.

Dazu kommt noch die Begegnung mit dem plötzlichen Tod. Der Fahrer ist noch jung gewesen. Dabei sind sie alle bei der Freiwilligen Feuerwehr angetreten, um ehrenamtlich Menschen zu helfen. Umso frustrierender ist es, mit dabei zu sein, wenn jede Hilfe zu spät kommt. Darum entscheidet der Einsatzleiter, das Einsatznachsorgeteam zu alarmieren. So machen sich ein für Einsatznachsorge geschulter Notfallseelsorger sowie zwei Peers auf den Weg ins Gerätehaus. Als die Truppe vom Einsatz wieder zurück ist, gehen sie nicht gleich nach Hause, sondern bleiben noch eine gute halbe Stunde zum Einsatznachgespräch zusammen.

Das Einsatznachsorge-Team stellt sich vor. Wobei das bei den Peers kaum nötig ist. Denn bei ihnen handelt es sich um Einsatzkräfte der Feuerwehr mit jahrzehntelanger Erfahrung, die zudem für die Einsatznachsorge geschult worden sind.

Schon das bloße Zusammensitzen im vertrauten Schulungsraum hilft den Feuerwehrleuten, etwas zur Ruhe zu kommen. Alle, die bei diesem Einsatz mit dabei waren, sind eingeladen, sich zu beteiligen, aber niemand wird dazu gezwungen, etwas zu sagen. Aber: Reden hilft, um Erlebtes zu verarbeiten. Nicht für jeden sind die gleichen Eindrücke in gleicher Weise belastend. Aber es entlastet ungemein, wenn deutlich wird: Ich bin nicht der Einzige, den das Ganze mitgenommen hat. So wird noch etwas erzählt über den Einsatz. Und weil die Peers mit am Tisch sitzen, muss nicht viel erklärt werden. Die wissen schließlich, wie es an einer Unfallstelle zugeht. Als an einer Stelle einmal ein Eindruck zu detailliert geschildert wird, greift der Notfallseelsorger ein. Denn er hat im Blick, dass manche Schilderungen den Kameraden (oder auch dem, der erzählt) nicht guttun. Am Ende des Gespräches wird noch angesprochen, welche Reaktionen nach­ ­belastenden Einsätzen möglich sind und was die Kameraden tun können, um sich ­möglichst schnell davon zu erholen. Als das Gespräch zu Ende ist, ist die Stimmung gelöster als am Anfang. Den meisten hat es geholfen, nach einem turbulenten Einsatz zur Ruhe zu kommen. Und das Einsatznachsorge-Team denkt sich: Ziel erreicht. Dieser Beitrag wurde unterstützt von avacon.

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