„Wollen die Elbe widerstandsfähig machen“

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) über die Zukunft des Flusses in der Krise

bv Lenzen/Elbe. In der Nähe des Fähranlegers Pevestorf-Lenzen an der Elbe steht ein großes Zelt. Zuhörer sitzen auf den Bänken, kein Platz ist mehr frei. Ein Kreuz aus Treibholz steht neben dem Podium. Der Kirchenkreis ­Prignitz feiert den Elbe-­Kirchentag 2022. Am Sonnabendnachmittag steht Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) am ­Rednerpult, der starke Wind rüttelt an den Zeltwänden. Am Vortag noch war die ­Ministerin Gastgeberin der Umwelt- und Energieminister der G7-Staaten. Die sieben großen westlichen Industrieländer wollen den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vorantreiben. Warum auch der Zustand der Elbe ein wichtiger Teil dieser Vereinbarung sei, erläutert Lemke. „Unsere großen Krisen – das Artensterben und die Folgen der Klimaerwärmung – sind auf das Engste miteinander verbunden“, betont die Ministerin, die sich hinter die Resolution „Für die Elbe“ der Kirche stellt. Demnach gehören die Elbe und ihre Auen zu den letzten naturnahen Flusslandschaften Europas. Die Auen reinigen Wasser, speichern, ähnlich wie Moore, CO2, bieten Raum für Hochwasser, sind Hort seltener Pflanzen und Tiere.

Doch die Elbe, ihre Auen und damit die Artenvielfalt stünden „unter Druck und sind in einem besorgniserregenden Zustand. Die Trockenheit als Folge des Klimawandels setzt Auen und seltenen Lebensräumen zu“, heißt es in der Resolution. Die kontinuierliche Einengung der Elbe, um den Fluss als Wasserstraße zu vertiefen, treibe die Tiefenerosionen voran und verstärke so die Folgen des Klimawandels. „Die Elbe ist nicht zu dem Transportweg geworden, den sich manche gewünscht hätten“, sagt Lemke. Das habe damit zu tun, dass das größte Problem der Elbe inzwischen fehlendes Wasser sei, so ­Lemke. „Das können wir nicht ändern. Wir wissen, dass sich diese Krise verschärfen wird. Wir müssen jetzt Maßnahmen treffen, um auch in 30 Jahren noch mit unserem Fluss leben zu können“. In Lenzen wurden der Elbe mit der Rückdeichung etwa 400 Hektar Fläche zurückgegeben. Das sei der richtige Weg. „Denn wenn wir den Folgen der Klimakrise widerstehen wollen, brauchen wir gesunde Ökosysteme, die Auen. Wir wollen die Elbe widerstandsfähiger machen. Meine persönliche Auffassung ist: Das ist so wichtig, dass sich die Schifffahrt daran anpassen muss“, so Lemke.

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