Pomologe Hermann Stolberg: 2021 war ein schlechtes Apfeljahr
bv Sammatz. Im Mittelpunkt des bunten Treibens in Sammatz stand die Apfelausstellung traditioneller regionaler Apfelsorten und die Sortenbestimmung, alles organisiert von Hermann Stolberg und seinen Mitstreiterinnen. Die 130 Apfelsorten zusammenzutragen war „nicht einfach, denn 2021 war kein gutes Apfeljahr“, erläutert Stolberg: „Die Larven des Apfelwicklers haben in dieser Saison besonders hungrig und vielzählig üppig unsere heimischen Äpfel besucht.“ Die Folge: Durch den Wurmbefall verformten sich die Früchte, blieben häufig zu klein oder fielen gar im Spätsommer schon unreif vom Baum.
Diese Knappheit erschwerte nicht nur das Aufspüren der Früchte für den Sortentisch, sondern auch die Bestimmung: „Wenn typische Fruchtformen und Größe fehlen, wird es schwer, den Besuchern den Namen ihrer Früchte zu nennen. „Da sei voller Einsatz gefordert: Dem Apfelkundler hilft ein Blick in seine riesige Bilder-Sortendatenbank mit Tausenden Abbildungen. Denn längst hat auch bei den Pomologen die Moderne bei der Sortenbestimmung Einzug gehalten: Das Notebook ist immer dabei. Noch ein Blick in die Apfelkernsammlung, dann klappt es – meistens.
„Dülmener Rosenapfel“, meint Stolberg. „Ach ja, so sagte meine Großmutter immer“, freut sich die Besucherin. Wieder ein glückliches Gesicht mehr. „Apfelsortenbestimmungen hinterlassen meistens glückliche Mienen, wenn die Früchte endlich ihre Namen zurückbekommen. Alte Apfelsorten berühren uns, lassen Bilder und Erinnerungen an Großmutters Garten in uns entstehen, tragen uns für einen Augenblick zurück in Kindheitstage. Das ist das Schönste an meinem mühseligen Job hier“, freut sich Stolberg.
Und was passiert mit den Früchten? „Die werden sofort nach Ende wieder in die heimische Kühlzelle verfrachtet.“ Ein anstrengendes Unterfangen, denn es sind rund300 Kilogramm Fruchtmasse, die wieder ins vier Gradkalte Lager geschleppt werden wollen. Danach werden in den kommenden Wochen noch einmal Früchte abfotografiert, Kernhauslagen und -form bestimmt und fotografiert, Kerne gesammelt und archiviert, Querschnitte dokumentiert und, und, und – bis dann am Ende alles auf den Kompost wandert.
Dann wird die Kühlzelle abgeschaltet. „Geld sparen, denn reich wird man durch die Sortenbestimmerei nicht. Aber das ist mein Beitrag für die Menschen dieser Region“, betont Stolberg. Am Ende noch ein Tipp: Stolberg hat immer ein paar sehr seltene oder gar bislang als verschollen geglaubte Apfelbäume in Reserve, die er zum Selbstkostenpreis weitergibt. Es sind auch Exoten dabei, die er gerne verteilt, um so deren Existenz zu sichern. Infos: (0 15 23) 35 25 337.