Dömitz war immer Heimat

Zeitzeugen berichteten auf dem roten Sofa

kek Dömitz. Die denkwürdige Festwoche zum 150. Bestehen der Dömitzer Johanneskirche ist vorüber. Und bei dem, was die Dömitzer rund um das Gotteshaus innerhalb von sieben Tagen auf die Beine gestellt haben, war wirklich für jeden – ob Christ oder nicht – etwas dabei. So gab es etwa vor dem abschließenden sonntäglichen Gemeindefest noch einen Höhepunkt: Das rote Sofa wurde in die Kirche gestellt. Von dort aus wurde vor etwa 60 Gästen Rückschau gehalten – auf das Leben im Ort und auch im Hinblick auf die kirchliche Gemeinde.

Platz genommen auf der Couch hatten drei Gäste, deren Leben untrennbar mit dem Städtchen verbunden gewesen war und die von Pfarrerin Inga Roetz-Millon befragt wurden: Horst Jäger, geboren 1949 in Dömitz, war später in Heidhof als Revierförster tätig, „doch Dömitz war immer meine Heimat!“. In Dömitz hatte er als kleiner Junge hautnah die Ausweisungen miterlebt. „Darüber wurde dann nur in der Familie gesprochen. Nie öffentlich!“ Louis Meyer erinnerte sich an die Zeit, als er im August 1956 von Lenzen aus mit dem Fahrrad nach Dömitz – und zwar die alte Bahnstrecke entlang – fuhr, um dort eine Ausbildung als Unterstufenlehrer zu machen. „Meine Eltern wollten das so, und ich habe dann großes Heimweh gehabt.“ 1964 wurde der passionierte Unterstufenlehrer in der Johanneskirche getraut. „Und nach der Taufe meiner Zwillinge hier sprach mich am nächsten Tag der Direktor an und befahl mir, dass ich die Kirche nicht mehr betreten dürfe.“ Das ist zwar vorbei, aber nicht vergessen.

Aber es gab auch schöne Zeiten, die heute ebenfalls undenkbar sind. Resa Gösicke, geboren und getauft in Alt Jabel, die 1960 nach Dömitz – „wo dann unsere Kinder getauft wurden“ – gezogen war, erzählte, wie am 11. November 1955 der Karneval aus der Taufe gehoben wurde. Und für die heute 81-jährige Schneiderin gab es über Jahrzehnte dann viel zu tun, denn sie durfte die vielen Kostüme für die diversen Veranstaltungen des DCC anfertigen. „Das ging so bis 1990, denn zu kaufen gab es ja nichts!“

Dazu ergänzte der 80-jährige Unterstufenlehrer: „Abends um 22 Uhr wurde das Internat der Lehrerstudenten abgeschlossen. 1958 hielt ich die Büttenrede, wäre danach also nicht mehr hineingekommen. Da konnte ich dann immer bei anderen Karnevalisten übernachten.“ Und Horst Jäger setzte dazu: „Als die Kapelle Club 66 aus Neustadt-Glewe spielte – das war dann wieder eine schöne Zeit!“

Zuletzt schälte es sich heraus: Nicht nur dank der guten und trotz der schlechten Zeiten hatte es im Städtchen immer etwas gegeben, was über allem stand und was wohl das Wichtigste in den vergangenen Zeitspannen und insbesondere künftigen Zeitläufen sein wird: der Zusammenhalt. So wurde dann zuletzt nicht nur auf der Sofa-Bühne sondern ebenfalls lautstark im Publikum das „Mecklenburg-Lied“ – musikalisch begleitet von Elmar Roetz – gesungen, in dem es passend heißt: „Dieser Heimatfriede ist so wunderschön, nirgends auf der Welt kann man was Schöneres seh‘n.“

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