Einzelhandel im Umbruch

Interview mit Jan Weckenbrock von der IHKLW

Herr Weckenbrock, die Aktion „Heimat shoppen“ gibt es seit 2017. Welches Resümee zieht die Industrie- und Handelskammer aus den vergangenen fünf Jahren?

Unsere IHKLW möchte den lokalen, stationären Einzelhandel stärken und hat sich daher 2017 der Initiative „Heimat shoppen“ angeschlossen. Eine attraktive Innenstadt braucht schließlich ein lebendiges Geschäfts­leben. Vielerorts beteiligen sich die Werbegemeinschaften und die Händler an der Aktion und unterstützen die Idee. Die konstant hohen Zahlen der teilnehmenden Gemeinden und Städte zeigt, dass „Heimat shoppen“ in der Region angenommen und vielfältig umgesetzt wurde.

Die Aktion läuft unter derselben Dachmarke in verschiedenen Regionen. Oft ist sie mit weiteren und individuellen Aktionen in den einzelnen Städten verbunden. Ist es dennoch sinnvoll, weiterhin daran festzuhalten?

Eindeutig ja. Neben dem sich ändernden Kundenverhalten im Zuge des Onlinehandels, haben weitere Kunden während der Corona-Krise vermehrt online eingekauft. Diese Umsätze fehlen den stationären Händlern in den Ortskernen und Innenstädten. Es ist daher nach wie vor wichtig, auf den lokalen Einzelhandel und die Angebote aufmerksam zu machen. Für eine lebendige Innenstadt hat der Einzelhandel eine zen­trale Rolle.

Hat das Heimatshoppen neue Marketingstrategien oder Aktionen in den einzelnen Landkreisen und Städten hervorgebracht?

Für viele Standortgemeinschaften und Stadtmarketinginitiativen gehört „Heimat shoppen“ fest in die Jahres­planung und wird häufig mit weiteren Veranstaltungen, wie zum Beispiel Weinfesten, Musikver­anstaltungen oder verkaufs­offenen Sonntagen, kombiniert. Natürlich ist es wichtig, das gesamte Jahr über an die Bedeutung lokaler Unternehmen zu erinnern. Im Mittelpunkt des Projektes stehen aber die Aktionstage Mitte September.

Denken Sie, dass es ausreicht, nur an das Bewusstsein des Kunden zu appellieren?

Ziel von „Heimat shoppen“ ist es, die Bedeutung lokaler Einzelhändler, Dienstleister und Gastronomen für die Lebensqualität in unseren Städten, Gemeinden und Regionen mehr ins Bewusstsein zu rücken. Durch einen Einkauf vor Ort und den Besuch in der Stadt gestalten Kunden und Besucher ihr eigenes Lebensumfeld positiv mit. Die Betriebe leisten mehr für die Gesellschaft als die reine Versorgung: Sie sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze und tragen durch ein vielseitiges Engagement dazu bei, dass unsere Städte lebenswert bleiben.

Wie beurteilen Sie die Lage der Einzelhändler in Lüchow-Dannenberg?

Der Einzelhandel befindet sich durch den wachsenden Onlinehandel, die Folgen der Corona-Krise sowie die steigenden Energiepreise in einem anhaltenden Umbruch. So auch in Lüchow-Dannenberg. Es bedarf nun eines Bündels an kurz- und mittelfristigen Maßnahmen, um hier zu unterstützen, wie beispielsweise: Investments in die Aufenthaltsqualität, Unterstützung bei Digitalisierungsprozessen, Sicherstellung der Erreichbarkeit. Wichtig ist jetzt aber ebenso ein gemeinschaftliches Vorgehen aller innenstadtrelevanten Akteure.

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